Unser zweiter 'Ausflug' zum großen Nachbarn endete in einem warmen, neuseeländischen Spätsommer. Unser Bus erwartete uns mehr oder weniger reisefertig in einem Top Zustand, und nach einer kleinen Eingewöhnungsphase waren wir wieder auf der Straße. Wir hatten ein paar Termine in Wellington gemacht - Steuerberater und ähnliches - und so waren wir auf dem Weg gen Süden.
Erster Stopp war Tauranga in der Bay of Plenty, eine Region, die wir bisher noch nie länger erkundet hatten. Diesmal haben wir einen Abstecher zum Mount Maunganui gemacht, einem erloschenen Vulkan auf einer der Stadt vorgelagerten Halbinsel. Dieser Berg gilt den Maori als heilig, ist aber frei zugängig, und ein breiter Wanderweg führt einmal um den Berg herum. Man kann auch den Gipfel erklimmen - wir waren an jenem Tag aber eher faul und haben uns für den Rundweg entschieden. Ein Lacher am Rande - ein Kreuzfahrtschiff, das wir eine Woche zuvor noch am Circular Quai in Sydney gesehen hatten, lief gerade in den Hafen ein. Kleine Welt des Tourismus ...
Auf unserer Weiterfahrt nach Wellington haben wir einen fast schon obligatorischen weiteren Zwischenstopp eingelegt und sind in die Hot Pools bei Taupo gegangen. Taupo ist neben Rotorua ein Zentrum der Geothermal-Aktivität auf der Nordinsel und die Silizium-haltigen Hot Pools sind natürlich gespeist. Die Wassertemperatur in den unterschiedlichen Becken beträgt zwischen 42 und 36 Grad und es ist unglaublich entspannend in der Sonne am Beckenrand zu lümmeln, bis man runzlig wird. Da ich nach Aussie noch im Reiseblog-Modus war, haben wir dieses Mal tatsächlich auch ein Handy zum Fotografieren mitgenommen ...
An dieser Stelle ein paar Worte zur Energieversorgung in Neuseeland. Vorab - es gibt hier keine Kernkraftwerke. 84% der Stromversorgung wird aus erneuerbaren Energien bezogen, vornehmlich Wasserkraft und Geothermie. Auch Windräder sind im Spiel, allerdings sieht man sie erstaunlich selten, bedenkt man, dass es in Neuseeland gerne und viel stürmt. Den Rest des Strommixes bestreiten Erdgas und Kohle, wobei Kohle nur 5% übernimmt. Alles in allem ein recht sauberes Energie-Konzept. Und auch was die Kohlenstoff-Emissionen betrifft, geht Neuseeland ehrgeizige Wege mit dem Ziel, sie bis 2050 zu eleminieren.
Aber zurück zu uns ...
Schließlich in Wellington angekommen hatten wir über einen Freund die Möglichkeit, für ein paar Tage in einer Fabrik-Halle zu stehen, denn wir wollten unseren Bus aufhübschen. Die nötigen Rost-Vorbehandlungen hatten wir schon vor Australien gemacht - jetzt hieß es Abkleben und dann Lackieren. So haben wir etwas ungewöhnliche Oster-Feiertage verbracht, versüßt durch unser Lieblings Restaurant La Bella Italia, in dem wir inzwischen mit Umarmung begrüßt werden und wo Chef Antonio authentisch italienische Küche zelebriert. Ein Kleinod im kulinarisch nicht so anspruchsvollen Neuseeland.
Nach 5 Tagen im Blaumann waren wir schließlich mit der Arbeit durch - das Ergebnis war zwar ein wenig fleckig, wir sind eben keine Profis, aber unser Bus strahlt im neuen Kleid.
Über die Hawks Bay wollten wir uns dann langsam wieder auf den Weg nach Norden machen, um im milden Northland zu überwintern. Nach ein paar Tagen am Meer mit viel Fahrradfahren gab es eine Überraschung ...
Ebenfalls über Freunde bekamen wir günstig einen kleinen PKW samt sogenanntem A-Frame angeboten, ein Auto, das dazu designet wurde, hinter einem Bus hergezogen zu werden - ja, sowas darf man in Neuseeland. Um den Wagen abzuholen, mussten wir zurück nach Wellington. Gesagt, getan - es waren ein paar unerhebliche Modifikationen nötig und jetzt sind wir ein kleiner, lauter und bergauf extrem langsamer Zugverband ...
Zusammen mit Freunden haben wir dann für mehrere Woche in Tauranga Station gemacht. Auch hier gibt es - ähnlich wie in der Hawks Bay - ein Netz an Radwegen und so haben wir die Region per Rad erkundet, eine Abwechslung zu den langen Strandspaziergängen, die wir am Fuß des Mount Maunganui unternommen haben.
Alles in allem war es ein zauberhafter Herbst, gekrönt von ein paar Südlichtern, der Aurora Australis ...
Ich habe eine App, die mir die Sonnenaktivitäten anzeigt und je nach Standort eine Prognose für das mögliche Sichten von Südlichtern gibt. Ganz aufgeregt habe ich verfolgt, dass der Index extrem hoch war. So haben wir uns auf die Suche nach einem geeigneten nach Süden ausgerichteten Standort begeben, an dem keine Lichtverschmutzung das Spektakel beeinträchtigen konnte. Dort bestätigte sich, was uns ein Fotograf im vergangenen Herbst auf der Südinsel erzählt hatte - mit bloßem Auge sind die Lichter eher eine Enttäuschung, eine graue, wabernde Wolke die nur leichte Farbschimmer aufweist. Auf den Fotos entfaltet sich dann bei etwas längerer Belichtung eine wunderschöne Farbenpracht. Ein interessanter Aspekt in einer Welt, in der die KI immer öfter die Frage aufwirft, was eigentlich real ist. Ist das Foto real? Wie real ist mein Blick auf die Welt? Wie subjektiv ist meine Wahrnehmung? Gibt es überhaupt so etwas wie Objektivität ... ?
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