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Überwintern in Northland

 

Es war gar nicht so leicht, sich aus Tauranga loszureißen. Die Infrastruktur samt französischer Bäckerei und deutschem Feinkostladen, in dem es Appenzeller Gold gab (!), war wunderbar, aber es zog uns dann doch gen Norden. Unser Plan, im Winter viel zu arbeiten war aufgegangen - der Schreibtisch war voll, und so suchten wir nach einem Ort, wo wir uns gut ausbreiten und texten konnten. 

 

Zuvor haben wir aber noch einen kleinen Abstecher zum Sanctuary Mountain/Maungatautari gemacht, einem Waldgebiet, das von einem gigantisch langen Schutzzaun umgeben ist, der Fressfeinde abhält. So beherbergt Sanctuary Mountain zahlreiche teils gefährdete Vogelarten. 

Was ich besonders reizvoll fand - dort hat man Kakapos angesiedelt ...

Kakapos sind flugunfähige, nachtaktive Papageien, die als extrem gefährdet gelten. Das Department of Conservation tut alles dafür, die Art zu erhalten und so ist der Bestand, der schon auf (geschätzt) 22 Vögel zurück gegangen war, wieder bei erfreulichen 247 (Stand Januar 2024) angelangt. Alle Kakapos leben auf Fressfeind-freien Inseln und werden gezielt gekreuzt, da der Genpool nicht gerade groß ist. So war die Ansiedlung von 10 Männchen auf dem Festland in Sanctuary Mountain ein Experiment, um zu sehen, ob die Vögel sich dort einleben und man mit der Zeit gegebenenfalls ein oder mehrere Weibchen dazusetzen kann. Das Experiment scheiterte an der Pfiffigkeit der Tiere, die einen Weg fanden, den Zaun zu überqueren und die somit Reißaus nahmen. Sie konnten zwar wieder eingefangen werden, aber das Risiko sie zu verlieren war einfach zu groß, so wurden die Kakapos bis auf drei verbleibende Exemplare, die keine Fluchttendenzen aufwiesen, wieder auf die Inseln zurück gebracht.

Die Arterhaltung ist ein sehr aufwendiges Unterfangen. Kakapos paaren sich nur etwa alle 3 Jahre und deshalb werden Nester, die bebrütet werden rund um die Uhr überwacht um ja keines der Eier zu verlieren. Es sind unzählige Freiwillige am Start ...

Um auch einen kleinen Beitrag zu leisten, haben wir uns dazu entschlossen, einen Kakapo zu 'adoptieren'! So können wir das ehrgeizige Arterhaltungsprogramm unterstützen - das Foto des knuffigen Kerlchens habe ich im Übrigen aus dem Netz - ein Screenshot der DOC-Seite ...

 

 

Der Weg nach Norden führt immer unweigerlich über Rays Rest, den Freedom Campground auf dem wir seinerzeits das Walbegräbnis beobachten durften. Da die Wolken und das Wasser am Firth of Thames jedesmal erneut in zauberhaften Farben schillern, kommen hier mal wieder ein paar Fotos ...

 

 

Nach einem Zwischenstopp in Auckland haben wir dann unser Winterquartier Nummer eins auf dem DOC Campground Uretiti aufgeschlagen, auf dem wir vor unserer New South Wales Reise schon einmal für längere Zeit gestanden hatten. Der Campground war entspannt leer und wir konnten eine nette, etwas abgeschiedene Ecke ergattern, um dort ganz für uns allein unsere kleine Wagen und Zeltburg zu errichten. Wir standen relativ geschützte, konnten somit unser winderprobtes aber sturmempfindliches Gazebo als 'zweites Zimmer' aufbauen, der mehr oder weniger menschenleere Strand war nur 50 Meter entfernt und lud zu langen Spaziergängen ein - wir hatten also alles, was das Herz begehrt. Zudem brauchten wir nach Whangarei, das heißt in die nächste Stadt, mit unserem kleinen Auto nur eine halbe Stunde und konnten so regelmäßig unseren Kühlschrank füllen, ohne den Bus bewegen zu müssen - der kleine Flitzer machte sich bezahlt.

 

 

Immer noch im Reiseblog-Modus habe ich in Whangarei endlich einmal Fotos vom Hundertwasser Haus gemacht! Der Künstler war Neuseeland-Fan und hat seine letzten Lebensjahre unweit der kleinen Stadt Kawakawa in Northland verbracht. Ihm zu Ehren und nach seinen Entwürfen wurde in Whangarei das Hundertwasser Art Center errichtet - darin befindet sich eine kleine Galerie, in der Maori Kunst ausgestellt wird und ein sehr leckeres Restaurant. Mir zaubert es immer ein Lächeln ins Gesicht, wenn wir an dem bunten Haus, das mitten im Zentrum steht, vorbeifahren. Im nicht weit entfernten Kawakawa gibt es im Übrigen eine Hundertwasser Toilette und es hat schon was, wenn Reisebusse dort stoppen, um ein Klo zu besichtigen …

 

 

Irgendwann bekamen wir Hummeln unterm Hintern und haben uns von Uretiti losgerissen. Winterquartier Nummer zwei war auf der Halbinsel Te Tii vor Kerikeri bei unseren Freunden Inky und Sjoerd. Hier setzten wir ein Spielchen fort, das wir in Uretiti begonnen hatten - wir hatten nämlich wieder Mäuse im Bus. Mit einer fröhlichen Regelmäßigkeit sind die kleinen Mitbewohner in unsere Lebendfallen getappt, haben sich dort den Bauch mit Schokolade vollgeschlagen, um sich dann von uns spazieren tragen zu lassen bis wir sie - in gebührender Entfernung - wieder ins Freie gesetzt haben. Von dort aus sind sie anscheinend flux zu unserem Bus zurück gerannt und wieder reingekrabbelt, denn die Schokolade war einfach zu lecker. 

Bei einem meiner nächtlichen 'Maus-ins-Freie-bringen' Ausflüge hatte ich dann eine etwas unwirkliche Begegnung. Ich wunderte mich noch über den merkwürdigen großen Stein mit dem langen Schnabel, der da im Mondlicht vor mir auf der Wiese auftauchte, als dieser auch schon die Flucht ergriff. Es war ein Kiwi, für den ich vermutlich eine ähnlich unerwartete nächtliche Erscheinung war, wie er für mich - das ganze hatte etwas mystisches ...

 

 

 

Zur Feier ihres Geburtstages waren wir mit Inky und mehreren ihrer Freunde wandern - es tat gut, sich mal einen Tag vom Schreibtisch loszueisen und zu laufen - auch wenn unsere Kondition Dank der vielen Arbeit gerade nicht die Beste war ...

 

 

Winterquartier Nummer drei war dann Matauri Bay - der Campground, auf dem wir seinerzeit während Covid unseren ersten Neuseeland-Winter verbracht hatten. Außer uns standen nur etwa 10 andere Camper/Busse auf dem weitläufigen Gelände, alles Leute, die wie wir die kalten Monate in milderen Gefilden verbringen wollten. Wir hatten einen schönen Blick aufs Meer und eine große Bucht direkt vor der Nase, die wir jeden Tag mindestens einmal abgelaufen sind. Irgendwann fing ich dann an, ins Wasser zu gehen - auch das jeden Tag und zudem bei Wind und Wetter. Ich fand heraus, - hat man einmal den ersten Schock des etwa 14 Grad kalten Wassers überwunden - dass man sogar richtig lange drin bleiben kann. So hatte ich meinen Spaß, ließ mich von den Wellen durchwirbeln und die anschließende heiße Dusche war immer ein Vergnügen. 

Inzwischen haben wir den Arbeitsberg abgetragen und lassen die Seele baumeln - immer noch in Matauri Bay - hier ist es einfach zu schön und so konnten wir uns noch nicht losreißen ... 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Susanna Harrer (Mittwoch, 04 September 2024 08:47)

    Ihr zwei Lieben! Hab ganz gespannt Georgs Nacherzählung von eurem langen Telefonat gelauscht. Die Fotos von euren Winterquartieren sind beeindruckend und ich freu mich, dass es euch gut geht. Diesen Sommer wars ja bei uns nix mit Urlaub, nicht mal Ungarn. Ich habe drei große Filmprojekte parallel mit drei Assistent*innen betreut. Langsam lichtet sich die Arbeit und ich steuere meinem Pensionsantritt am ersten Oktober an. Ich bin beflügelt von euren Berichten und plane im Kopf schon unseren Familienurlaub nächsten Sommer im milden winterlichen Neuseeland - ich liebe es auch im kalten Wasser zu schwimmen. Busserl aus Wien

  • #2

    Reinhard Knapp (Samstag, 07 September 2024 09:19)

    Wie schön! Ich bin wieder ganz begeistert von deinen informativen und mitreißenden Berichten. Und den unglaublich tollen Fotos! Liebe Grüße und alles Gute euch weiterhin, ich freue mich auf die nächsten Einträge!
    Reinhard

  • #3

    Antje von der Ahe (Dienstag, 17 September 2024 21:32)

    Ihr lieben, viel zu weit Entfernten-
    es war eine Freude, euren Blog zu lesen-
    man möchte am liebsten gleich los in die Welt...
    Umarmung & liebe Grüße
    Antje