Nachdem wir es uns in unserem neuen Camper 'Maggie' gemütlich gemacht hatten sind wir erstmal Richtung Süden gezogen - ich wollte unbedingt ans Meer und für ein paar Tage die Seele baumeln lassen - das Wasserchaos wollte verdaut werden. Es war gar nicht so leicht, einen Übernachtungsplatz zu finden, denn die Plätze in den National Parks waren mehr oder weniger auf Wochen im Voraus ausgebucht.
Schließlich konnten wir aber für zwei Nächte einen Platz in Pretty Beach ergattern, mitten im Murramarang National Park. Der Weg zum Strand war kurz und das Meer war so einladend, dass wir in der Abendsonne in die Wellen eingetaucht sind.
Am nächsten Tag war das Wetter durchwachsen und so sind wir ein wenig gewandert. Einer der Tracks führte durch die Murramarang Aboriginal Area. Am Anfang des Tracks konnten wir erneut die Worte lesen, die uns überall in verschiedensten Abwandlungen immer wieder begegnen - 'Dies ist ein Ort von großer kultureller und spiritueller Bedeutung für die Aborigines, bitte bringe ihm Respekt entgegen' ... Das kommt wie ein reines Lippenbekenntnis daher, hat irgendwie einen faden Beigeschmack und wirkt scheinheilig - wenn der indigenen Bevölkerung wirklich Respekt entgegen gebracht würde, sähe die Politik Australiens ganz anders aus.
Wie auch immer - auf dem Track gab es diverse Info-Tafeln über das Leben der Koori, die diese Region besiedelt hatten bevor die weißen Siedler kamen, was zur Vertreibung der Koori führte. Hier begegnete uns zum ersten Mal das Wort 'midden'. Eine griffige Übersetzung haben wir nicht gefunden - es handelt sich bei den midden jedenfalls um Reste ehemaliger Festessen - Knochen, Muschelschalen und ähnliches, die über Jahrtausende angesammelt wurden und so meterhohe Anhöhen gebildet haben, die für einen trockenen porösen Boden sorgten, der wiederum als Versammlungsstätte genutzt werden konnte. In der gesamten Küstenregion findet man immer wieder derartige midden. Die wiederum sind ein Festessen für Archäologen.
Wir haben uns dann von Campground zu Campground weiter Richtung Süden gehangelt - wo auch immer es für uns einen freien Platz gab, haben wir uns für zwei Nächte eingemietet. An der gesamten Küste taten sich wunderschöne Buchten auf, lange menschenleere Sandstrände wechselten sich mit Steilküsten-Abschnitten ab, die kurze Wanderwege boten. Bizarre Feldformationen ließen erahnen, was die Erosion so alles bewirken kann. Und sobald die Sonne heraus kam - das Wetter war immer noch durchwachsen - sind wir ins Meer gegangen.
Auf einem Campground mit dem hier eher schräg anmutenden Namen Congo haben wir etwas ganz besonderes sehen dürfen - ein Känguru, das durchs Wasser hüpft. So etwas kommt wohl sehr sehr selten vor und diesmal hatten wir sogar die Kamera parat ...
Jetzt verlasse ich wieder die Timeline - nach einer Woche im Landesinneren sind wir nochmal zur Küste gefahren, diesmal nach Jervis Bay. Die dortigen Sandstrände sind legendär und der Campground im National Park ist extrem beliebt - schließlich konnten wir mit Glück einen Platz ergattern. Das Wetter war zunächst wieder durchwachsen und so haben wir alle interessanten Plätze per Auto und Hike abgeklappert. Auf einer Info-Tafel stand, dass hier Ende der sechziger Jahre ein Atomkraftwerk gebaut werden sollte. Aufgrund massiver Bürgerproteste wurde der Bau zunächst verschoben und schließlich eingestellt. Da Australien über gigantische Gas und Kohlevorkommen verfügt, kann das Land auf Atomenergie verzichten und noch gibt es hier kein Kernkraftwerk, obwohl die Diskussion zu diesem Thema immer wieder aufflammt ...
Die Bucht Jervis Bay ist super geschützt, denn am Kanal zur vorgelagerten kleinen Bowen Island brechen sich die Wellen, die hier noch mit Wucht anbranden, so dass das Wasser dahinter ruhig vor
sich hin plätschert. Auf Bowen Island leben und brüten 5000 Pinguinpärchen, die Little Blue, die wir auch in Neuseeland haben. Hier las ich, dass Pinguine einmal Luftbewohner waren, deren Flügel
sich im Verlaufe der Evolution zu Flossen entwickelt haben ...
Aber momentan ist keine Pinguin-Zeit - die sind im Meer unterwegs, also gab es da nichts zu sehen ...
Als am dritten Tag schließlich die Sonne heraus kam wollten wir schnorcheln gehen - damit wir den Kram nicht umsonst mitgeschleppt haben - nur war es extrem windig und der Wind pfiff geradewegs in die sonst so schön geschützte Bucht. Unverrichteter Dinge sind wir dann an einen dem Wind abgewandten Strand gefahren, aber dort waren wir dann am offenen Meer und das hieß auch wieder Wellen.
Also nix schnorcheln, nur beachen und baden ...
Auf dem Campground wimmelte es nur so von Kängurus - die waren erstaunlich zutraulich und anscheinend gibt es immer wieder Leute, die sie füttern. Ich beobachtete ein Pärchen, das Fotos machte, indem sie ein Känguru dazu brachten, ihnen Brotstückchen aus der Hand zu fressen. Ich konnte das nicht stehen lassen und hab die beiden freundlich aber bestimmt - na ja - zusammengefaltet. Das geradezu agressive Verhalten einer Papageien-Gang ließ auch darauf schließen, dass diese Vögel regelmäßig gefüttert werden. Das Blöde daran ist, dass angefütterte Wildtiere nicht nur ihren Respekt vor Menschen verlieren - sie verlassen sich zudem auf die permanente Nahrungsquelle und verlernen es, für sich selbst zu sorgen. Außerdem ist das, was den Tieren gegeben wird, in der Regel für sie unverdaulich wenn nicht sogar schädlich. Trotzdem hatte es was, wenn die Kängurus einem quasi über den Teppich hüpften ...
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