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Paradies-Hopping

 

Das Jahr 2023 haben wir unter das Motto gestellt - 'Wir reisen wieder' ...

Wir waren gespannt, wie es sich anfühlen würde, wieder aufzubrechen, um neue Länder zu erkunden. Den Anfang durfte Hawaii machen.

Als ich in unserem Reiseführer las, dass die USA Hawaii annektiert haben, war ich zunächst verblüfft, das war aber ein Anlass, mich ein wenig mit der Geschichte zu befassen ...

Die Inselgruppe Hawaii bildet die Nordspitze des Polynesischen Dreiecks, dessen andere Eckpunkte im Western Neuseeland und im Osten die Osterinseln sind. Die Besiedlung erfolgte wahrscheinlich in zwei Einwanderungswellen. Die ersten Siedler kamen vermutlich zwischen dem 2. und dem 6. Jahrhundert von den Marquesas Inseln und die zweiten im 11. Jahrhundert aus Tahiti. Die ungeheure Entfernung von etwa 5.500 km wurde in Auslegerkanus zurückgelegt und navigiert wurde anhand der Sterne. Hier sieht man sowohl den Polarstern als auch das Kreuz des Südens am nächtlichen Himmel. Das Paddeln in derartigen Kanus ist im Übrigen heute auf den Inseln ein beliebter Sport.

 

 

An der Spitze der verschiedenen Clans standen Adlige, die ihre Herkunft auf die Götter zurückführten. Das Land war in verschiedene Parzellen unterteilt, wobei jede Zugang zu den wichtigsten Ressourcen hatte, die zur Versorgung der Bevölkerung nötig waren - zum Ozean mit seinen Fischen und zum Ackerland zwecks Obst- und Gemüseanbau. Aloha Aina - liebe das Land - und Malama Aina - kümmere dich um das Land - gehören noch heute zu den wichtigsten Werten in der Gesellschaft. Wenn man für das Land sorgt, sorgt das Land für einen.

Zwischen 1795 und 1810 wurde dann das Königreich Hawaii  gegründet - die 'Einigung' der Inseln war wohl ein recht blutiger Prozess. Auf 5 Könige aus der Kamehameha Dynasty folgten 2 entfernte Verwandte und schließlich eine Königin, Lili'uokalani. Diese wurde in einem Putsch 1893 'abgesetzt'. Sofortige Annexionsversuche der Vereinigten Staaten waren erfolglos, und so wurde die Republik Hawaii gegründet. Präsident wurde ein US-Amerikaner und damit war durch die Hintertür der Weg zur Annexion bereitet. Diese erfolgte 1898, aber erst 1959 wurde Hawaii zum 50. Bundesstaat der USA erklärt. 1993 entschuldigten sich die Vereinigten Staaten offiziell und erklärten, dass der Putsch gegen die Königin 'unrechtmäßig' war, das hatte aber keinerlei Konsequenzen. Dementsprechend gibt es heute eine starke Unabhängigkeitsbewegung. 

Größte Bevölkerungsgruppe bilden heutzutage die Asiaten, gefolgt von Menschen europäischer Herkunft. Polynesier machen nur noch knappe 7% aus. Die Lebenshaltungskosten sind unfassbar hoch - das durften auch wir während unseres Aufenthalts erfahren. Das führt dazu, dass immer mehr Hawaiianer aufs Festland ziehen. Auf O'ahu - der Insel, auf der auch Honolulu liegt, gibt es zudem sehr viele Obdachlose - die Schere zwischen arm und reich ist riesig. Fährt man von Honolulu aus abseits der Touristen-Pfade an der Küste entlang Richtung Waianae und Makaha, sieht man am Strand viele provisorische aber dauerhaft bewohnte Zeltburgen. Dies ist nicht unproblematisch, wird aber von der Community toleriert. 

 

Hawaii war für mich immer eine Traumziel, quasi das ultimative Paradies. Schon bei Ankunft wurde mir klar, dass ich umdenken durfte. Es macht einen Unterschied, ob man - wenn auch vom Rande - einer deutschen Großstadt aus in Urlaub fährt, oder in einem ebenbürtigen Paradies lebt. In den Wochen auf Hawaii konnte ich erneut spüren, wie froh ich über die Lebensentscheidung bin, die wir getroffen haben.

 

Unseren Aufenthalt auf O'ahu hatten wir unserem Freund Ralf zu verdanken - er arbeitet und lebt in Kalifornien und hat ein Appartement in einem Hochhaus Komplex in Makaha. Somit war für unsere Unterkunft gesorgt - wie schon gesagt - Hawaii ist unfassbar teuer.

Und Ralf hat nicht nur 'ein' Appartement - von den 600 Wohneinheiten haben nur 2 eine Terrasse und nur eine dieser Terrassen hat Meerblick - genau dieses Appartement konnte er ergattern. 

 

 

Von Weitem wirkt die Anlage ungastlich, das ändert sich aber, sobald man sich nähert. Zwischen Palmen und blühenden Bäumen leben auf dem Parkplatz wilde Pfauen, Katzen, Hühner und auch ein kleines Wildschwein hat dort sein Zuhause. Ja, es gibt auf Hawaii Wildschweine!

Die Pfauen sorgen rund um die Uhr für ein wildes Konzert. Zur Brunftzeit - auf Hawaii in Ermangelung definierter Jahreszeiten ganzjährig - stoßen die Männchen laute Schreie aus während sie sich in ihrer ganzen Schönheit den Weibchen präsentieren - und gelegentlich schreien die Weibchen zurück. Zunächst ein schlaf-raubendes Spektakel, an das man sich aber schnell gewöhnt. 

 

 

Hier bei Makaha gibt es mehrere sehr schöne Strände. Das Wasser ist wunderbar warm und man kann sich in den Wellen hin und her treiben lassen. Die Strömung ist nicht ohne, und es gilt, den geeigneten Moment zum rein- und rausgehen abzupassen - sonst landet man in eine sehr sandigen Wellen-Waschmaschine ...

Es schwimmt immer mal wieder eine Schildkröte vorbei oder auch ein Seehund und mit etwas Glück kann man einen Albatros beobachten.

Hie ansässig sind Laysanalbatrosse, die kleinste Art im Nordpazifik mit einer Flügel-Spannweite von 'nur' etwa 2 m ... Am Ka'ena Point, der nord-westlichen Spitze von O'ahu, befindet sich eine Brutkolonie, zu der 2 Wanderwege führen. Nachdem wir 2 Monate zuvor die Königsalbatros-Kolonie bei Dunedin besucht hatten, sind wir nun zu den Laysanalbatrossen gewandert. Dort waren die Küken bereits zu Jungvögeln herangewachsen und kurz davor, die Nester zu verlassen - wir konnten sie beim Flügelschlagen beobachten, fast bereit, für den ersten Flugversuch. Ein Jungvogel saß direkt auf dem Weg und ließ sich durch uns nicht im geringsten stören - wir konnten uns dazu setzen und den kleinen Kerl von Nahem bewundern - sehr süß!

 

 

Da die Bestände der Art in den letzten Jahren erfreulicherweise gestiegen sind, gelten Laysanalbatrosse nicht mehr als gefährdet sondern 'nur noch' als potentiell gefärdet ...

Bei den hier ansässigen Robben sieht es anders aus - die Mönchsrobben, die ausschließlich rund um die Hawaii Inseln vorkommen, gelten als vom Aussterben bedroht. Der Bestand beträgt schätzungsweise nur noch 1600 Tiere und es ist fraglich, ob der Genpool ausreicht, um die Art zu erhalten. Auf unserer Wanderung zur Albatros-Kolonie konnten wir eine dieser Robben aus der Ferne beobachten und ein paar Tage später hatten wir sogar das Glück, eine Mönchsrobbe beim 'Mittagsschlaf' aus der Nähe zu sehen. 

 

 

Die grüne Meeresschildkröte, gemeinerweise auch Suppenschildkröte genannt, trägt den Hawaiianischen Namen Honu. Sie hat ihren Lebensraum in allen tropischen sowie subtropischen Meeren. Die Bestände gelten als gefährdet, da Schildkrötensuppe lange als Delikatesse angesehen wurde. Erst seit 1988 steht die grüne Wasserschildkröte dank des Artenschutz-Abkommens unter internationalem Schutz. Es besteht aber nach wie vor ein Kampf um das Überleben der Art. Hier kaum vorstellbar - vorbei schwimmende Schildkröten gehören zum alltäglichen Anblick.

 

 

Man kann die Honu auch wunderbar beim Schnorcheln während des Weidens am Riff beobachten. Waren Peer - und vor allem ich - früher leidenschaftliche Taucher, gehen wir heute lieber 'nur noch' schnorcheln. Das ganze Gerödel mit der Tauschausrüstung ist lästig und man kann auch beim Schnorcheln viele bunte Fische sehen. 

Einer der nettesten Schnorchel-Plätze auf O'ahu ist 'Electric Beach', direkt an einem Kraftwerk. Das warme Wasser, das dort ist Meer geleitet wird, zieht offenbar viele Fische an, und die Bucht ist relativ geschützt.

Auch im Turtle Bay Resort, einer schicken Ferienanlage mit einer natürlichen Lagune, deren Strand öffentlich zugänglich ist, kann man wunderbar schnorcheln - trotz des Namens haben wir dort aber keine Schildkröten gesehen. 

Der Strand der großen Ferienanlage Ko Olina, in der unter anderem Disney ein Resort anbietet, ist ebenfalls öffentlich zugänglich. Dort wurden mehrere Lagunen künstlich angelegt. Interessehalber sind wir mal vorbeigefahren - so was ist so gar nicht unser Ding - allerdings konnten wir in der Dunkelheit auf Ralfs Terrasse mehrere Feuerwerke beobachten, die dort in den Himmel geschossen wurden - also doch ein Hoch auf Disney ...

Sind die Strände unter der Woche relativ leer, so kommt am Freitag Abend Leben auf - in den von Locals bewohnten Gebieten trifft man sich übers Wochenende am Meer. Ganze Clans verbringen ihre Freizeit mit der Familie am Strand. Kleine Zeltstädte werden aufgebaut, Kühltaschen angeschleppt, Generatoren versorgen die Unterkünfte mit Strom - ein fröhliches buntes Treiben - Aloha …

 

Und unser Paradies-Hopping hatte noch einen wunderbaren Effekt. So konnten wir Zeit mit Freunden, die in den USA leben, verbringen. Erst mit Ralf, dann mit Julie und schließlich kam auch noch Rudi angeflogen. Wir haben das sehr genossen!

 


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Kommentare: 4
  • #1

    Anne (Donnerstag, 29 Juni 2023 21:34)

    Wie schön, wieder von euch zu lesen und die wunderschönen Bilder zu sehen!!
    Bitte reist unbedingt weiter! ���

  • #2

    Anja (Donnerstag, 29 Juni 2023 21:52)

    Schön von euch zwein wieder zu hören und euch lachen zu sehen. Danke für die zahlreichen, geschichtlichen Hintergründe und auch die News von den Reisedestinationen im „hier und jetzt“.
    Ich gönne euch das so von Herzen und reise gerne virtuell, visuell mit euch weiter mit.

    Herzliche Grüße aus der Schweiz ��

  • #3

    Susanna Harrer (Freitag, 30 Juni 2023 08:14)

    Aloha, Wunderbar, wieder von euch zu lesen und noch herrlicher von Hawaii. Da werden Erinnerungen wach. Georg und ich waren 2007 auf Oahu und dann 2019 mit der ganzen Familie auch noch auf Big Island und Maui. Wir konnten beim zweiten Besuch auch feststellen, dass es auf Oahu speziell in Honolulu viele Obdachlose gab und alles ziemlich teuer war. Auf Big Island und Maui konnten wir dies damals nicht sehen. Trotz dieser Umstände bietet Hawaii für mich, alles was das Herz begehrt. Ich liebe die hawaiianische Lebensweise, Traditionen, die unterschiedlichen Landschaftsformen, das Meer mit den vielen Honus , Hula und deren Musik, mit der ich meine Familie auch bei uns zu Hause im Alltag "beglücke". Auch die Sprache finde ich wunderbar, wobei ich mir sehr schwer Wörter merke und weil sie oft urlang sind. Unser Familienlieblingswort in Hawaii war Humuhumunukunukuapua`a, Es ist ein wenig traurig, dass der Anteil der echten HawaiianerInnen zu gering geworden ist. Ganz viel Aloha aus Wien von Susi Georg und Kids

  • #4

    Monne (Freitag, 01 September 2023 08:00)

    Ganz eifersüchtig, toll wieder eure Erlebnisse zu folgen!