Wie es unser Freund, der Musiker Lüül, in seinem im Wohnzimmer entstandenen neuen Song so schön beschreibt - „Die Welt hält an“ ..
Wir sind hier auf Stewart Island inzwischen seit gut 3 Wochen im Lockdown und Neuseeland meint es damit verdammt ernst - die Vorschriften sind enger gefasst, als in manch anderem Land.
Zwar hat der kleine Supermarkt inzwischen wieder auf - maximal 3 Personen dürfen gleichzeitig rein - aber ansonsten ist alles zu. Die Fähre verkehrt nur noch sporadisch und wenn dann eine Lebensmittellieferung für uns ankommt, freuen wir uns wie die Schneekönige über frisches Obst und Gemüse oder Milch und leckeren Käse. Die Fahrten zum Hafen oder zu der Frau, die die Insel mit frischen Eiern versorgt, sind ein willkommenes Ausbrechen aus dem Alltag, der sich immer in den gleichen 4 Wänden abspielt. Wir sind hier eine „Bubble“ ... Das heißt unsere kleine WG darf den vorgeschriebenen Mindestabstand von 2 m ignorieren. Ursprünglich umfasste unsere Bubble 7 Personen, durch die Rückholprogramme sind wir inzwischen auf 4 geschrumpft - die beiden hier Ansässigen sowie Peer und ich sind übrig geblieben.
Für uns hat sich die Frage nie gestellt, uns um einen Rückflug zu bemühen. Hauptsächlich, weil es uns nicht nach Deutschland zieht, aber auch, weil unser Camper hier festsitzt. Es fahren keinen Schiffe mehr, die Autos transportieren - die Welt hält an ...
Eigentlich könnte die Insel zum Normalzustand übergehen - wir verzeichnen hier keinen Corona Fall und sind schon so lange isoliert, dass eine versteckte Infektion ausgeschlossen ist. Nur gibt es eine paar Arbeiter auf einer Lachs-Farm, die zwischen Bluff und Stewart Island pendeln, und in Bluff gibt es den größten Corona-Cluster des Landes ...
Neuseeland hat sich auf die Fahne geschrieben, Corona-frei zu werden, als Inselstaat ein ambitioniertes aber durchaus mögliches Unterfangen. Es wird keiner mehr ins Land gelassen, der nicht 2 Wochen in Quarantäne geht. Das gilt auch für Locals und Geschäftsreisende, Self-Isolation ist also nicht mehr möglich. An den Flughäfen sind mehrere Hotels für diesen Zweck umgerüstet worden, sollte der Platz nicht reichen, werden die Ankommenden in Camper gesteckt. Das heißt, der Tourismus, eine große Einnahmequelle für viele, wird praktisch zum Erliegen kommen. Hoffnung verheißen da die Pläne des Nachbarn Australien, wo eine ähnliche Corona-Politik verfolgt wird. Möglicherweise wird es zukünftig eine große Corona-freie Bubble geben, die gemeinsam aus Australien und Neuseeland besteht. Reisen zwischen diesen beiden Ländern sind dann möglich, nach außen schottet man sich aber ab.
Unsere Pläne, ja quasi unser Lebenskonzept, hält ebenfalls an. Wie und wann es uns wieder möglich sein wird, unterwegs zu sein, steht in den Sternen.
Nun haben wir mit dem Verlassen Berlins und allem PiPaPo einen so großen Schritt gemacht, raus aus der Tretmühle, raus aus vertrauten Pfaden, dass es uns relativ leicht fällt, uns wieder in neue Umstände einzugewöhnen. Allerdings war unser Bruch mit Berlin freiwillig, jetzt werden uns die neuen Umstände aufgedrückt. Es sind vor allem die Nächte, in denen uns Unsicherheiten einholen, in denen wir dann wach liegen und reden.
Es gibt so viele Fragen - Was wird aus der Welt? Wie lange wird sie „anhalten“? Wie viele Existenzen gehen gerade den Bach runter? Wann wird man sich wieder frei bewegen können? Was wird jetzt gerade alles sang und klanglos durchgeboxt? Und die Kernfrage - wie wird unser Leben, in dem Fall meine ich Peer und mich, in Zukunft aussehen?
Fazit ist - wir haben keine Antworten. Erstmal heißt es abwarten und darauf vertrauen, dass alles ein gutes Ende findet. In ein paar Monaten sind wir schlauer.
Also gehen wir viel spazieren und genießen die Ruhe der kraftvollen Natur um uns herum. Hier auf der Südhalbkugel ist es Herbst und wir gehen langsam dem Winter entgegen. Trotzdem singen die Vögel wie im Frühling und alles ist noch strotzend grün. Wir sind gespannt, wie sich der Winter anfühlen wird, denn es gibt sehr unterschiedliche Aussagen, was uns erwartet. Die einen meinen, es wird nie richtig kalt und sobald tagsüber die Sonne rauskommt, ist es angenehm warm, andere reden von wochenlangem Regen und Schmuddelwetter ...
Die Wahrheit dürfte wohl irgendwo dazwischen liegen. Nur in einem ist man sich einig - die Tage werden verdammt kurz, aber das kennen wir ja. Und was den Regen betrifft, der zählt erst als Regen, wenn es ordentlich schüttet. Alles davor wird nicht ernst genommen, egal, wie nass man wird, so ist eben das Stewart Island Wetter. Dazu gibt es natürlich auch die Stewart Island Kluft - Gummistiefel, Regenhose und Regenjacke - wesentliche Dinge, mit denen wir uns schnell noch eingedeckt hatten. Peers Credo, dass er sich nur noch dort aufhalten möchte, wo er keine Socken tragen muss, hat also auch erstmal Pause.
Die Welt hält an, sie wird sich definitiv verändern. Hoffen wir, zum Guten!
Auch meine Reiseblog wird sich vorübergehend verändern, es wird erstmal ein Stewart Island Blog ...
Wir hoffen, bald wieder mit dem Boot fahren zu dürfen - im Moment ist das untersagt, denn sollte es Probleme geben - Neuseeland hat keine Kapazitäten für einen Rescue-Einsatz ...
Nun denn - solange es so ist, bekommt das Taxi-Boot erstmal eine Grundreinigung.
Wenn wir dann mal wieder auf dem Wasser sind, gibt es wieder Bilder von Mollymawks, Seelöwen und anderem Getier - wir freuen uns schon darauf ...
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Doris (Donnerstag, 16 April 2020 10:47)
Grüße aus Hamburg, bei mir ist fast alles wie immer, außer, gehe nur noch 3Tage zum Laden und verkaufe weiterhin Kaffee und Tee.
Hoffe ihr dürft bald wieder mehr unternehmen. Freue mich immer über Deine Berichte
Bleibt gesund
lienen Gruß
Doris
Nicole Henke (Donnerstag, 16 April 2020 11:01)
Ich freue mich dass es euch gut geht und dass ihr wieder auf Stewart Island seid. xox
Elke Mattis (Donnerstag, 16 April 2020 11:05)
Liebe Rike und Peer,
Vielen Dank für Eure Informationen, die wir sehr gespannt und voller Freude verfolgen! Wir freuen uns, dass es Euch gut geht und Ihr einen so traumhaften Unterschlupf gefunden habt!
Wir denken sehr oft an unseren Urlaub in Neuseeland und sind sehr dankbar, dass wir das Glück hatten, ihn so kurz vor der Corona-Situation noch erleben zu dürfen! Uns geht es gut, wir versuchen, das Beste aus allem zu machen und genießen die uns geschenkte zusätzliche Familienzeit!
Wir drücken Euch weiterhin fest die Daumen, wünschen Euch alles Gute und freuen uns über weitere Nachrichten und gigantische Fotos!
Liebe Grüße Elke und Aron mit Noah, Ella und Anna
Ute (Donnerstag, 16 April 2020 11:14)
Liebe Rike und Peer, schön von euch zu hören. Bei uns ist alles ruhig, kann im Atelier arbeiten (hin und her mit dem Rad), Burkhard harrt der Dinge, ob er nicht doch irgendwann an der Corona Front gebraucht wird. Bleibt gesund und liebe Grüße, Ute und Burkhard
Lüül (Donnerstag, 16 April 2020 19:49)
Hey Ihr Beiden Abenteurer,
schön, was ihr da macht und auch dass mein Lied dabei sein darf.
Gute Reise oder in dem Fall Gutes Bleiben!
Lüül
Gabrielle (Donnerstag, 16 April 2020 21:30)
Ihr Lieben,
danke für das update. Die Bubble hört sich entspannter an, als noch vor zwei Wochen, auch wenn die vielen Fragen bleiben.
Ich wünsche Euch trotz allem weiterhin Gelassenheit. Die einzig wahre Haltung, die einen durch diese Zeit bringt.
Wie meine Ersatzmama immer sagt (mittlerweile 83 Jahre alt) - "heut is heut und morgen is morgen".
In dem Sinne ein wundervolles Heute!
Eure GAB
Gabi Krug (Samstag, 18 April 2020 09:54)
Hallo ihr Beiden,
die ganze Welt denkt jetzt mehr an die Zukunft denn je. Menschen sind Individuen, jeder wird sein persönliches Fazit aus dieser Pandemie ziehen. Ihr habt alle Zelte abgebrochen um die Welt zu bereisen, nun seid ihr gezwungen an einem so schönen Ort festzusitzen. Vor Corona habt ihr gesagt, der Ort ist so schön, wir kommen bestimmt mal wieder, nun seid ihr schneller zurück gekehrt als gedacht. Kismet, und wenn man darüber nachdenkt, ist es doch für euch der schönste Ort also be Happy. Es heißt ja für jeden, sich mit der Situation arrangieren, dass ist jetzt unsere Herausforderung. Ich wünsche uns allen Zufriedenheit und Gesundheit - Lieben Gruß in die Ferne Gabi