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Stewart Island 3

 

Noch einmal haben wir uns mit Emmely und Tim in Motueka getroffen, dann sind Peer und ich Richtung Christchurch aufgebrochen.

Schon vor Wochen hatten wir einen Flug nach Stewart Island gebucht - wir wollten nochmal für 10 Tage auf die Insel, um zu gucken, ob sie uns bei einem zweiten Besuch genauso begeistert.

 

Der Plan war des weiteren, unseren Camper solange bei einem Hymer Händler reparieren zu lassen - es gab/gibt ein paar Kleinigkeiten, die gemacht werden müssen.

 

Aber dann kam alles anderes als geplant ...

Inzwischen hatte der 'Schwarze Montag' an der Börse zugeschlagen, die Corona Panik hatte die Welt erreicht. Unser Hinflug verlief noch wie geplant, aber das war auch schon alles ...

 

Eine wunderbare Geschichte am Rande - als wir einchecken wollten, von Christchurch nach Invercargill, waren wir auf der Suche nach der Sicherheitskontrolle für unser Gate. Ein Flughafen-Mitarbeiter klärte uns dann auf - da wir einen Regional Flug gebucht hatten, in einer Maschine unter 90 Passagieren, gab es keinen Security Check. Wir konnten einfach einsteigen - ein offenbar übliches Procedere ...

Wir waren baff - das hatten wir noch nie erlebt. Was für ein tolles Land, in dem sowas noch möglich ist.

 

Der Weiterflug nach Stewart Island war dann nochmal eine Nummer für sich. In einer kleinen Maschine quetschte sich der Pilot mit 9 Passagieren zusammen, irgendwo hatte auch das Gepäck noch Platz. Bei ruhigem Wetter und einer niedrigen Flughöhe kam die Insel langsam näher. In Peer und mir breitete sich ein friedliches Gefühl aus - die Panik, die die Welt erfasst hatte, war weit weg, die Magie der Insel begann zu wirken.

 

 

Wir durften dort noch ein paar unbeschwerte Tage genießen, bevor ganz Neuseeland in den Lockdown ging. Am Abend nach unserer Ankunft fuhren wir also mit dem Boot hinaus und konnten in der frischen Seeluft genussvoll tief durchatmen.

Mollymawks ('kleine' Albatrosse) begleiteten uns und neben uns tauchten immer wieder kleine blaue Pinguine auf. Um diese Jahreszeit haben sie ihre Nester bereits verlassen und halten sich nur noch auf See auf. Auch die letzten „Kinder“, die sie groß gezogen haben, sind inzwischen zum Meer gewatschelt. Das nächtliche Geschrei der kleinen Pinguine unter dem Haus, in dem wir zur Zeit leben, ist somit auch verstummt, die Kleinen sind flügge geworden.

 

 

Als uns am nächsten Tag strahlender Sonnenschein begrüßte, konnten wir einen Ausflug zum sogenannten Neck machen, einer länglichen kleinen Halbinsel im Osten von Stewart Island. Hier gibt es keinen Bootsanleger, man watet also durch das Wasser an Land und der Zugang ist nur bei Ebbe möglich. Dementsprechend klein ist auch das Zeitfenster für einen Spaziergang. Da kaum Menschen diesen Teil der Insel betreten, ist er sozusagen fest in der Hand von Seelöwen, die teils vereinzelt, teils in großen Gruppen am Strand liegen. Nachdem wir einen ziemlich schlecht gelaunten Zeitgenossen zügig passiert hatten, kletterten wir an der steinigen Küste von Bucht zu Bucht. Hier auf dem Neck findet man haufenweise Paua Muscheln, ebenfalls eines der Wahrzeichen Neuseelands. Ich konnte nicht mehr an mich halten - die Sammlerin ging mit mir durch. Die Muscheln lachten mich einfach an, eine war schöner, als die andere.

 

 

Auf dem Rückweg mussten wir dann an einer echt großen Seelöwen-Gruppe vorbei, es waren bestimmt 25 Tiere, die sich aber netterweise nicht wirklich für uns interessierten.

 

Wieder auf dem Wasser kamen erneut die Mollymawks, diesmal waren sie so nah, dass ich dachte, sie landen auf meinem Kopf. Ich war glücklich ...

 

 

Inzwischen war absehbar, dass Neuseeland irgendwann in den Lockdown gehen würde. Das Leben im Camper war also bin auf unbestimmte Zeit vorbei. Wir wurden zu unserem Glück eingeladen, die nächsten Wochen wenn nicht gar Monate auf Stewart Island zu verbringen. Also haben wir unseren Rückflug nach Christchurch vorgezogen, um unseren Camper noch rechtzeitig in den Fährhafen zu holen - wir wollten ihn in der Nähe wissen. Gleichzeitig wurden wir mit Lebensmittel- und anderen Einkäufen beauftragt. 

 

 

Auf Stewart Island wohnen etwa 400 Leute, das gesamte Straßennetz umfasst ganze 28 km. Es gibt nur einen kleine, schwer überteuerten, nicht wirklich gut sortierten Supermarkt. Alles, was zum täglichen oder auch wöchentlichen/monatlichen/jährlichen Gebrauch benötigt wird, bestellt man auf dem Festland. Das gilt auch für Benzin, Baustoffe, Farben und und und. Die Lieferungen kommen dann mit der Fähre oder dem kleinen Flieger an.  

 

 

Da nicht klar war, wie diese Versorgungskette während des Lockdowns funktioniert, haben wir einen Grundstock an Nahrungsmitteln in unseren Wagen geladen und auf die Insel gebracht. Auch ein paar Basics für das Boot waren dabei. 

 

 

Nach drei Tagen Rennerei - wir mussten uns auch ein paar wintertaugliche Sachen kaufen, Winter war bei uns nicht eingeplant - sind wir erschöpft mit der letzten Fähre des Tages über die Foveaux Strait gefahren. Der Captain hatte uns schon gewarnt, dass es kabbelig wird, dem war dann auch so. Um uns herum wurden reihenweise die Kotztüten herausgeholt und obwohl Peer und ich echt seetauglich sind - auch wir waren froh, nach einer guten Stunde Achterbahn im kleinen Hafen angekommen zu sein.

Da waren wir nun, wieder auf Stewart Island, und hier werden wir wohl auf unbestimmte Zeit bleiben. Der Lockdown ist seit einer Weile in Kraft und Neuseeland ist da recht rigide.

 

 

Wir leben inzwischen zu siebt im Haus unserer Gastgeber. Auch Tim und Emmely aus Berlin haben hier Unterschlupf gefunden. Wir haben eine gut gefüllte Speisekammer, sind im Warmen inmitten wunderbarster Natur und blicken auf die Mollymawks, die sich in der Bucht durch die Lüfte treiben lassen - es gibt weiß Gott schlechtere Orte für so einen Lockdown ...

 

 

Wie es für uns weiter geht - keine Ahnung ...

 

Aber die ganze Welt weiß ja gerade nicht, wie es weiter gehen soll - halten wir die Energie hoch und warten wir es ab ...

 

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Kommentare: 10
  • #1

    Viola (Samstag, 04 April 2020 07:38)

    Ach ihr habt aber auch wirklich Glück, gerade gestern haben Alina und ich uns gefragt wie es euch wohl geht , ob ihr ausreisen müsst usw.
    um so mehr freue ich mich nun zu hören das ihr so eine schöne Unterkunft gefunden habt . Das ist wirklich super. Irgendwann geht auch dieser Virus in die Knie und dann mal sehen wer ein es weitergeht. Wir sind froh das es jetzt zu dieser Jahreszeit ist und wir uns im Garten aufhalten können, da ist es dann alles gut auszuhalten. Macht es gut und genießt die kleine Insel �

  • #2

    Gabi Krug (Samstag, 04 April 2020 09:36)

    Es tut gut euren Blog zu lesen und die Fotos zu sehen, die Welt ist einfach schön und wir müssen sie pflegen und uns bewusst machen was wirklich wichtig ist. Corona trägt dazu bei mehr darüber nachzudenken. Bleibt gesund, ihr macht es jedenfalls richtig. Eure Erlebnisse kann euch niemand nehmen. Dennoch ist es eine schwere Zeit für so viele Menschen, denn viele haben nicht solch ein Glück wie wir. Wir im Einzelnen können dazu beitragen, wenn wir die Abstandsregeln ernst nehmen und nicht zu Egoisten mutieren. Ich wünsche uns allen viel Kraft in dieser Zeit und nie den Humor verlieren. Habt weiter eine tolle Zeit und genießt was eure Augen sehen dürfen. Liebe Grüße aus der alten Heimat

  • #3

    Almut Zydra (Samstag, 04 April 2020 10:47)

    Liebe Rike,
    schon so lange labe und erfreue ich mich an Euren tollen Fotos, Beschreibungen und Erlebnissen. Ganz herzlichen Dank dafür! Gestern Abend habe ich ganz intensiv an Euch denken müssen und mich gefragt, wie und wo Ihr wohl mit der neuen Ausnahmesituation umgeht. Was für ein Geschenk, dass es euch nun zu eurem Kraftort zurück geführt hat. Möge jeder von uns in diesen Zeiten so einen Ort für sich finden und statt der äußeren Bewegung in die innere Bewegung kommen. Ich wünsche euch Kraft, Zuversicht und Gesundheit, ganz herzliche Grüße vom anderen Ende der Welt von Almut

  • #4

    Klaus-Peter Grap (Samstag, 04 April 2020 12:03)

    Liebe Ulrike, wie schön, was Du alles berichten kannst. Ich dachte schon daran, nachzufragen, wo Ihr steckt. So lange Ihr 7 Euch nicht auf die Nerven geht, ist doch alles gut. Sende ein Lächeln.

  • #5

    Daniela Raabe (Samstag, 04 April 2020 12:08)

    Passt gut auf euch auf, ihr lieben! Ich wünsche eich alles gute und ganz viel Gesundheit!!!!

  • #6

    Udo Wagner vom Imkerverein (Samstag, 04 April 2020 18:05)

    Hallo, es ist gut von Euch zu hören. Wir haben in diesen Tagen oft an Euch gedacht und wie es Euch wohl geht. Toll, das ihr so gut untergekommen seid. Bleibt behütet. Liebe Grüße aus der Heimat.

  • #7

    Silke Matthias (Samstag, 04 April 2020 18:13)

    Danke für all die schönen Sendungen aus anderen Welten. Ich freue mich, dass es Euch gut geht, dass Ihr einen Unterschlupf gefunden habt. Bleibt gesund und im Vertrauen, es passiert wohl genau das Richtige.
    Herzliche Grüße ans andere Ende der Welt.

  • #8

    Cora (Sonntag, 05 April 2020 21:38)

    Gut zu hören, dass ihr auf eurer Lieblingsinsel gut untergekommen seid! Auch weiterhin viel Glück und nur schöne Abenteuer.

  • #9

    Antonia (Montag, 06 April 2020 10:42)

    Ihr Lieben, die letzten Tage gingen meine Gedanken immer wieder zu euch und ich freu mich sehr, dass es euch so gut geht! Wunderbar, wie sich das gefügt hat! Bleibt behütet :) Antonia

  • #10

    Susanna (Dienstag, 14 April 2020 12:17)

    Liebe Rike, lieber Peer,
    schön von euch zu hören und dass es euch gut geht. ich freue mich immer sehr über eure Reiseerlebnisse, besonders lebe ich mit den Wildtierkontakten mit. Uns ist schon fad hier in Wien, die Ruhephase ist mittlerweile vollends ausgekostet. Ich habe Sehnsucht nach persönlichen Treffen mit Freunden und aufs Arbeiten. Die Mädels leiden besonders, digitale Treffen sind schon ausgelutscht, Jugendliche wollen entdecken, spüren, angreifen, geschweige denn mal Küssen usw. Es ist zwar schön, dass keine Schule ist, aber mittlerweile sehnen sie sich auch schon danach. Wir sind dankbar dafür, dass wir einen Garten haben und am Osterwochenende haben wir die Poolsaison eröffnet. Nur mit Hilfe der Sonne, hat das Wasser bereits passable 20,7Grad. Busserl aus Wien von Susanna&Georg&Simone&Helene&Luise und den beiden Katzis