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Stewart Island 2

 

Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber Stewart Island strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus. Die Natur hat hier ordentlich Wumms und man hat das Gefühl, man läuft von einem Kraftort zum nächsten. Wenn man all seine Sinne aufmacht, ist es, als ob man mit dem überbordenden Leben, das einen umgibt, verschmilzt. Wir haben immer wieder Bäume umarmt, Moose gestreichelt oder sind still stehen geblieben, um alles in uns aufzusaugen. Wir hatten das Gefühl, immer mehr mit der Insel mitzuschwingen und konnten verstehen, warum viele der Bewohner, die eigentlich vom „Festland“ kommen, hier einfach hängen geblieben sind.

 

 

Das Wetter blieb durchwachsen, aber während wir hier in Sicherheit waren, ist Fiordland mit dem berühmten Milford Sound abgesoffen. Auch in den Caitlins, in denen wir kurz zuvor noch waren, wurden unzählige Straßen wegen Überschwemmung gesperrt. Der Blick auf die Karte sagte uns, dass es wohl das beste wäre, weiterhin auf der Insel zu bleiben - das kam uns sehr entgegen!

 

 

Mit Rakiura haben wir dann Teile der Insel vom Wasser aus erkundet. Pinguine schwammen vorbei, am Strand saß ein fetter Seelöwe mit mehreren Weibchen, ein anderer badete vor uns im Wasser. Was mich am meisten begeistert hat, waren die Mollymawks, „kleine“ Albatrosse mit einer Spannweite von „nur“ 2,5 m ... Nicht nur, dass sie um uns herum geflogen sind, auf einmal schwammen sie zu dritt direkt neben dem Boot und starrten uns mit durchdringendem Blick an. Großartig, wenn auch ein klein wenig unheimlich!

 



 

Wir sind dann weiter zur Whalers Bay gefahren und dort an Land gegangen. Nach einem kleinen Walk durch den nächsten Zauberwald kamen wir zu der Stelle, an der sich noch vor 90 Jahren eine Basis norwegischer Walfänger befunden hatte. Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell sich die Natur alles zurückholt. Von der ehemaligen Zivilisation zeugen nur noch diverse alte, verrostete Schiffsschrauben, die am Strand vergammeln und ein paar Haus-Fundamente. Alles andere ist wieder von undurchdringlichem Grün überzogen.

 

 

Am nächsten Tag wollte unser Host mit uns eine Bucht erkundschaften, an der es nicht mal einen Steg zum Landen gab, aber heftiger Seegang hat das unmöglich gemacht. Es war nicht drin, unbeschadet an den Strand zu gelangen und so haben wir eine andere Bucht angesteuert und den sogenannten Ocean Beach Track genommen.

 

Wieder ein verwunschener Wald und diesmal sind wir auch durchs Unterholz gekrabbelt, haben Wege gesucht, die vor 10 Jahren noch begehbar waren, die sich inzwischen aber die Natur ebenfalls zurückgeholt hat. Erstaunlich, wie schnell das geht und gleichzeitig hat das für mich immer etwas beruhigendes. Der Planet ist stärker als wir Menschen ...

 

Auf diesem Walk habe ich einen neuen Titel verliehen bekommen - Trüffelschwein für Kraftorte - sehr süß!

 

 

Während es in Fiordland immer katastrophaler aussah - viele Straßen sind einfach weggespült

 

worden - haben wir hier wieder vereinzelt Sonnenstrahlen zu Gesicht bekommen. Also haben wir uns aufgemacht, um einen Teil des 7 tägigen Great Walks, der sich über eine kleine Teil Insel zieht, zu laufen. Mit dem Wassertaxi wurden wir an den Startpunkt gebracht und los ging’s. Ich streike langsam, was das Beschreiben der Wanderwege angeht. Es war einfach nur wieder wunderschön und ging natürlich auf und ab. Die Muschelsammlerin in mir bekam dann irgendwann ein Problem. Als wir einen langen Strand überquerten, musste ich mich schwer zusammenreißen, zu groß war die Versuchung, mir die Taschen vollzuladen, nur wohin damit? Der Platz im Camper ist nun mal begrenzt! 

Aber als ich dann sogar eine Paua Muschel, auch eins der Wahrzeichen Neuseelands, gefunden hatte, konnte ich nicht widerstehen. Die musste dann doch mit. Was spannend war - kaum hatten wir uns am Ende der Strecke der Zivilisation genähert, veränderte sich die Atmosphäre komplett. Der Zauber verabschiedete sich, es wurde „normaler“ ...

 

 

Mittlerweile hatte es sich eingeregnet. Da wir beide Arbeit auf dem Tisch hatten, konnten wir so ein bisschen was wegschaffen. In den Pausen saßen wir am Fenster, blickten auf die Bucht und bewunderten die Mollymawks beim Flug.

Dann gab es ein großes Ereignis in Oban - der „Man of Stewart Island 2020“ wurde gewählt.

Den eigentlichen Wettbewerb haben wir ausgelassen. Die Kandidaten mussten unter anderem ekliges Zeug essen, z.B. das, was beim Ausnehmen der Paua Muscheln immer weggeworfen wird. Am Abend gab es dann aber ein Fest in der Tradition der Maori namens Hangi.

Essen wurde entsprechend alter Gebräuche in einem Erdloch zubereitet, man aß und trank gemeinsam, eine Band spielte, halb Oban war vertreten.

 

Peer und ich haben hier die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, endlich mal das neuseeländische Bowling zu spielen. Das ist eine Art Boule oder Boccia, nur wird es nicht mit Kugeln, sondern mit leicht ovalen Bällen gespielt, die eine schwerere und eine leichtere Seite haben. So kann man dem Ball einen Drill verpassen. Wir haben viel gelacht, mit ein wenig Anfängerglück sind uns ein paar gute Würfe gelungen, aber ansonsten haben wir übel geschwächelt - egal, es hat viel Spaß gemacht.

 

 

Am nächsten Tag winkte dann unser Abschiedsabend. Noch einmal gab es eine Bootsfahrt. Mit Fish und Chips, Champagner und Wein sind wir in der Abenddämmerung hinaus in eine Bucht gefahren. 

 

Peer und ich wurden richtig wehmütig. Kurz haben wir drüber nachgedacht, unsere Abreise erneut zu verschieben, doch dann haben wir beschlossen, uns tatsächlich am nächsten Tag wieder in Bewegung zu setzen, unser Camper wartete schon viel zu lange auf uns ... 

 

 

Hier nochmal ein riesiges Dankeschön an unseren Host, der uns mehr als herzlich aufgenommen und uns eine unvergessliche Zeit bereitet hat. Wir werden ihn und die lieben Menschen, die wir dort noch kennen gelernt haben, immer im Herzen bewahren! Und wer weiß, wann es uns wieder nach Steward Island zurück zieht!!!

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Kommentare: 6
  • #1

    Gabi Krug (Dienstag, 11 Februar 2020 20:55)

    Die Landschaft eignet sich für einen neuen "Hobbit" Teil. Märchenhaft !!!

    Was ich euch beneide aber ohne neidisch zu sein, ich freue mich einfach mit euch.

    Lieben Gruß in die wunderschöne Ferne
    Gabi

  • #2

    Matthias Hanselmann (Dienstag, 11 Februar 2020 21:14)

    Traumhaft! Euch noch viele weitere spannende Tage,
    M.H.

  • #3

    Kerstin Reusch (Dienstag, 11 Februar 2020 21:22)

    Ich sitze hier am PC und arbeite und denke immer wieder an eure Erlebnisse. Das hier wäre sicher mein Ort zum Bleiben. Es wirkt jedenfalls aus der Ferne so. Ich finde es toll, dass ihr beide diese Reise macht, bewundere euren Mut und eure Zuversicht. Viel Glück auch weiterhin! Entdeckt die Welt für mich mit!

    Liebe Grüße

    Kerstin

  • #4

    Rina Leitenbauer (Mittwoch, 12 Februar 2020 18:27)

    ...wie wunderschön!!!
    Hier im wingebeutelten Berlin macht so eine Bildreise durch euch, richtig große Freude!!
    Bleibt gesund und weiter neugierig!!
    Grüße in die Ferne

    Rina

  • #5

    Nicolai Tegeler (Dienstag, 03 März 2020 12:17)

    Wahnsinn - einfach toll!
    :-)
    freue mich sehr für Euch und die tollen Erlebnisse!
    Klasse!

  • #6

    Annette Sett Gjessing (Dienstag, 10 März 2020 20:46)

    Jetzt wisst Ihr, wo Ihr immer zurück könnt, um Kraft zu tanken!