Fährt man von Norden an der Ostküste Richtung Süden bietet der erste größere Ort, den man erreicht, ein absolutes Highlight. Kaikoura ist der Platz schlechthin, an dem man Wale sichten kann. Ein von Maori geführtes Unternehmen bietet dort Whale-Watching-Touren an und garantiert eine 95 prozentigen Erfolgschance. Andernfalls bekommt man eine Großteil des Ticketpreises zurückerstattet.
Schon die Fahrt nach Kaikoura, das in einer geschützten Bucht an einer kleinen Halbinsel liegt, ist phantastisch. Man kommt an einer riesigen Pelzrobben Kolonie vorbei. Diese Robben waren schon kurz vorm Aussterben, so wie viele andere Robbenarten auch, da sie wegen ihres Fells brutal gejagt wurden. Im letzten Jahrhundert wurden sie dann unter Schutz gestellt, so dass sich die Population erholen konnte.
Was der Jahreszeit geschuldet extrem süß war - die Tiere hatten gerade Junge. Es war, als guckt man in einen gigantischen Robben-Kindergarten. Überall wuselte es, Jungtiere tapsten durcheinander oder machten ihre ersten Schwimmversuche, einige wurden gerade gesäugt - wir haben das illustre Treiben lange beobachtet. Als wir uns dann schließlich losreißen konnten, hat uns an der Spitze der Halbinsel bei Kaikoura gleich die nächste Kolonie erwartet. Dort konnte man sogar zwischen den Robben auf den Felsen herumklettern. Wir haben allerdings einen gehörigen Sicherheitsabstand gehalten - zu einen wollte wir die Tiere nicht stören, zum anderen sind es schließlich Räuber, die selbst an Land über Stock und Stein überraschend schnell sein können.
Am nächsten Tag haben wir dann das Boot für unsere Whale Watching Tour bestiegen.
Ich war aufgeregt, wie ein kleines Kind. Wir waren schon oft in Regionen, in denen Wale vorbei ziehen, jedoch immer zur falschen Jahreszeit. Folglich haben wir - bis auf einmal in Südafrika einen kleinen dort ansässigen Wal - noch nie einen der riesigen Meeresbewohner gesehen. Diesmal hat es endlich geklappt.
Kaikoura bietet für Wale ideale Bedingungen. Kurz hinter der Küste fällt am Rand des Festland-Sockels eine fast senkrechte Felswand über 1.000 m steil ab. Sie gehört zum Kaikoura Canyon, dem größte Meeres-Canyon der südlichen Hemisphäre, der streckenweise bis zu 5 km breit ist und sich bis weit zur Nordinsel erstreckt. Er ist Teil jener Unterwasserschluchten, die die Wale auf ihren Wanderungen ansteuern, da sie dort reichlich Nahrung finden. Demzufolge sind die beeindruckenden Riesen vor Kaikoura rund um das Jahr anzutreffen, allen voran die bis zu 20 m langen Pottwale, die viertgrößten Wale überhaupt und die größten Zahnwale.
Das Wasser war kabbelig und wir waren zunächst im Inneren das Bootes - dann gab es die erste Sichtung. Ich konnte gerade noch einen Blick auf die mächtige Schwanzflosse erheischen, als der Wal abtauchte.
Die Schwanzflosse ist bei Walen höchst individuell, wie der Fingerabdruck beim Menschen, und so erkannte die Crew den Wal als Matty Matty, einen alten Bekannten, den sie irgendwann mal so genannt hatten. Er taucht wohl regelmäßig in der Bucht auf, bleibt mal kürzer, mal länger, wo er dann hinschwimmt und verweilt, das gehört zu den Geheimnissen, die noch nicht wirklich erforscht wurden.
Da die Pottwale hier in der Regel 40-60 Minuten unter Wasser bleiben, um Nahrung aufzunehmen und dann wieder auftauchen müssen, hieß es warten. Im Übrigen tauchen sie in dieser kurzen Zeit bis zu 1.000 m tief, krass ...
Aber die Wartezeit war kurzweilig - Albatrosse umkreisten das Boot. Aus der Ferne sehen sie aus wie große Möwen, doch sobald sie näher kommen, sieht man die gewaltige Spannweite der Flügel, die schon mal bis zu 3 m betragen kann - Giganten der Lüfte. Leider sind uns da keine schönen Fotos geglückt, sorry.
Dafür ist nach nur einer halben Stunde Matty Matty wieder aufgetaucht und schwamm richtig lange neben unserem Boot her. Dabei stieß er regelmäßig seine Fontäne aus, den sogenannten Blas. Das ist quasi das Markenzeichen der Wale. Unter hohem Druck wird die Atemluft nach dem Tauchvorgang rausgepresst, sie kondensiert und wird als Nebelfontäne sichtbar.
Ich war platt, dieser majestätische Meeressäuger hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Irgendwann war es dann wieder soweit, und Matty Matty ist zu seinem nächsten Tauchgang aufgebrochen. Beim Abtauchen hat er uns nochmal seine schöne Schwanzflosse gezeigt ...
Beseelt sind wir wieder ins Innere des Bootes zurück gekrabbelt. Doch es ging sofort wieder an Deck, denn es gab eine Zugabe. Schwarzdelphine umkreisten das Schiff, gleich eine ganze Schule, und die hatten scheinbar einen Heidenspaß dabei, um uns herum zu schwimmen. Diese Delphine gelten als besonders verspielt, was wir nur bestätigen können, es war wunderbar anzusehen. Am Ende sprangen noch ein paar Robben Delphinen-gleich aus dem Wasser, alles war einfach perfekt.
Zurück im Hafen waren wir übervoll von tollen Eindrücken! Wow, was für eine einzigartige, phantastische Fahrt!
Dann kamen wir zu unserem Wagen und wurden mal wieder freundlich mit der Nase darauf gestoßen, wie deutsch wir sind. Wir hatten auf einem freien Spot geparkt, wo man eine Nacht stehen darf, der Camper durfte maximal 6,5 m lang sein. Nun haben wir ja 7 m ...
Wir hatten uns so gestellt, dass wir hinten mit dem Überhang über ein kleines Mäuerchen ragten. Ein Frau notierte sich jedenfalls gerade unser Nummernschild. In Erwartung einer Mecker-Kanonade im Berliner Stil, dackelten wir schuldbewusst zu ihr hin. Sie war jedoch ganz im Gegenteil super nett, wollte nur checken, dass wir dort nicht schon letzte Nacht gestanden hatte und drückte uns dann noch einen kleinen Plan mit weiteren freien Standplätzen in die Hand. Wir waren platt und fühlten uns ertappt. In diesem Land kann man nur lernen!
Im Übrigen lieben Möwen unseren Camper und spazieren uns gerne auf dem Dach herum.
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Antje B. (Sonntag, 12 Januar 2020 11:01)
vielen Dank Euch für die tollen Bilder und Beschreibungen, ich freu mich immer sehr darüber. Viel Spass Euch weiterhin. Liebe Grüße Antje