Von Kaikoura sind wir weiter Richtung Süden nach Christchurch gefahren. Wir müssen gestehen, wir haben die eigentlich recht interessante Stadt mehr oder weniger links liegen lassen, man könnte sagen, wir sind Stadt-müde ... Also haben wir dort nur unsere Garagentür repariert und uns endlich den Star Wars angeguckt.
Dann sind wir auf die Banks Peninsula gefahren, eine zu Christchurch gehörende, vorgelagerte Halbinsel die an 3 Seiten vom Südpazifik umschlossen wird.
Die Peninsula hat eine sehr ungewöhnliche Form. Von der Mitte aus ragen mehr oder weniger große Fjorde überall in Richtung Meer - hier ein Screen-Shot ...
Die Halbinsel ist vulkanischen Ursprungs und entstand vor etwa 8 Millionen Jahren, als aus mehreren Schloten - es gab zwei Hauptvulkane - Lava an die Erdoberfläche drang. Heute gibt es keine Vulkantätigkeit mehr, allerdings leidet die Region nach wie vor unter Erdbeben. Das letzte große Beben war 2011. Das Epizentrum lag zwar auf der Peninsula, weitaus schwerer erwischte es aber Christchurch. Im Innenstadtbereiche wurden so gut wie alle Gebäude stark beschädigt wenn nicht gar zerstört, 185 Menschen kamen insgesamt bei dem Beben ums Leben.
Zum Thema Erdbeben hatten wir im Te Papa Museum schon einiges erfahren. So erleben 15% aller Neuseeländer in den entsprechenden Regionen im Laufe ihres Lebens ein schweres Erdbeben, ebenso erleben 15% einen heftigen Tsunami und nochmal 15% einen Vulkanausbruch, das entspricht in etwa der Wahrscheinlichkeit eine 6 zu würfeln ...
Man kann die Banks Peninsula auf der Tourist Route erkunden, die am ehemaligen Kraterrand entlang führt und immer wieder spektakuläre Blicke erlaubt. Die beiden großen Fjorde bilden quasi Naturhäfen, die weit ins Innere der Halbinsel reichen. An dem nach Süden ins offene Meer ragenden Fjord liegt das Städtchen Akaroa. Hier wollten seinerzeit die Franzosen mit der Kolonialisierung Neuseelands beginnen, was von den Engländern flux durch den Vertrag von Waitangi unterbunden wurde - siehe meine kleine Exkursion zur Geschichte ...
Dennoch gestattete man französischen Siedlern, sich in Akaroa niederzulassen, und der Ort ist auch heute noch französisch geprägt.
Zu unserer großen Freude haben wir dort ein ordentliches Baguette zum Frühstück kaufen können, und nicht nur das, wir waren einmal sogar richtig lecker essen - bisher konnte uns die neuseeländische Küche nämlich noch nicht überzeugen, und so kochen wir eigentlich immer selber.
Da wir von Bootsfahrten im Augenblick wohl nicht genug kriegen können, haben wir wieder eine Tour gebucht, diesmal auf einem fast 100 Jahre alten Segelboot. Auch wenn wir die größte Zeit unter Motorkraft gefahren sind, die Momente, in denen wir gesegelt sind, waren sehr besonders.
Zunächst sind wir aber an einer wilden, felsigen Küste entlang getuckert, wo es keine Straßen gibt. Schafe grasen auf den steilen Abhängen und in den Felsen liegen überall Robben, auch hier mit ihren Jungen. Außerdem brüten dort ungestört die Möwen und wieder einmal lassen sich wunderbar die diagonalen Verwerfungslinien studieren, die wir schon oft beobachten konnten.
Dann kam der große Moment - aus dem Bordlautsprecher tönte Wagners Walküren-Ritt und wir fuhren Richtung Süden hinaus ins offene Meer. Das nächste Land, das man erreichen würde, wäre die Antarktis ...
Der Wellengang war nicht ohne, Peer und ich saßen vorne am Bug und wurden sowohl ordentlich durchgeschüttelt als auch ziemlich nass, aber es war der beste Platz und wir sind ja seefest. Und dann kamen Delphine ...
Die reagieren offensichtlich auf Musik, jedenfalls waren im Handumdrehen etwa 20 Hector Delphine an unserem Boot. Es wurden die Segel gesetzt und unter wechselnder Musikbegleitung fuhren wir langsam wieder Richtung Bucht. Erneut hat es uns die Tränen in die Augen getrieben. Es war wie ein Tanz, was wir da sehen durften ...
Als es dann hieß, dass die Delphine das nächste Stück besonders mögen und dazu hoch aus dem Wasser springen, war ich ein wenig konsterniert. Es war nämlich ausgerechnet der Radetzky Marsch, der sie springen lässt - hm ... In diesem Fall ist der delphinische Musikgeschmack nicht der meine!
Lange haben wir am Bug gestanden und ins Wasser gestarrt. Die Hector Delphine sind mit nur 1,50 m die kleinsten ihrer Art und sie stehen auf der roten Liste. Hauptsächlich durch Schleppnetze ist der Bestand böse dezimiert worden. Vor Akaroa, wo sich die meisten Hector Delphine aufhalten und wo sie auch ihre Jungen gebären ist dementsprechend eine Schutzzone errichtet worden und man versucht, die Population wieder zu stabilisieren. Als dann noch ein Blauer Zwergpinguin, auch der kleinste seiner Art, aus dem Wasser auftauchte, war der Bootstrip perfekt. Ein Albatros kam nämlich auch noch vorbei gesegelt.
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Uwe (Sonntag, 12 Januar 2020 12:06)
Hallo, liebe Weltenbummler!
Ich lese Deine Reiseberichte immer mit großem Vernügen, liebe Rike.
Alles Gute für Euch auch in 2020.
Jörn (Sonntag, 12 Januar 2020 12:36)
In Akaroa startete damals mein NZ-Abenteuer. -
Da ihr also gerne Bootstouren beiwohnt, empfehle
ich, sobald ihr im Südwesten an die Fjorde gelangt,
unbedingt den Doubtful Sound Overnight Cruise statt
des Milford Sound OC.
Liebe Grüße
Petra (Sonntag, 12 Januar 2020 16:07)
Es ist phantastisch zu lesen, was ihr alles erlebt! Ich wünsche euch ein phantastisches neues Jahrzehnt.
Alles Liebe
Petra