Pünktlich zum Jahreswechsel sind wir in Wellington angekommen, der Hauptstadt Neuseelands, die am südlichen Ende der Nordinsel in einer geschützten Bucht liegt. Hier wartete bei FedEx ein langersehntes kleines Paket auf uns und am Neujahrstag unsere Überfahrt auf die Südinsel.
Zum Paket - wir hatten uns vor unserer Abreise (natürlich) neue Kreditkarten besorgt, wir wollen ja Deutschland so schnell nicht wieder sehen. Tja, und was macht Amex? Ruft, kaum waren wir unterwegs, sämtliche Kreditkarten zurück und ersetzt sie durch neue. Die sind prompt bei unserer Freundin, die unsere Post betreut, gelandet. Aber egal, so musste eben ein Päckchen geschickt werden und das konnte gleich noch um ein paar Türscharniere ergänzt werden. Ein heftiger Windstoß hatte uns nämlich die eine Garagentür - unser Stauraum nennt sich Garage - so aufgerissen, dass ein Scharnier gebrochen ist. Dürfte eigentlich nicht passieren, die Dinger müssten so stabil sein, dass man sich dranhängen kann, aber gut, es ist passiert und so wurde das Päckchen noch wichtiger.
In Wellington gab es die Möglichkeit, mitten in der Stadt auf einem Parkplatz neben dem Nationalmuseum Te Papa zu übernachten. Dem haben wir gleich einen Kurzbesuch abgestattet - wir waren zwar nur in der Abteilung für Natur und Umwelt, aber immerhin. Hier haben wir unter anderem erfahren, dass die Honigbiene hier unter die eingeführten Schädlinge fällt - ein Spagat, wie ich finde, da der Manuka Honig weltberühmt ist - aber durch die Einfuhr der Honigbienen ging der Bestand an heimischen Wildbienen so drastisch zurück, dass diese heute bedroht sind. Man kann dort auch Elektro-Fallen begutachten, die Wieseln, Mardern und anderen Nagern einen schnellen Tod bescheren - auch das ein Spagat - aber man versucht halt alles, um die heimischen Tiere, ganz vorne an die Vögel, zu schützen und wieder anzusiedeln.
Das Museum ist im Übrigen umsonst, ein toller Ansatz, warum soll man Geld für etwas nehmen, wo man sein Land repräsentieren kann ...
Wenn wir nach unseren geplanten 3 Monaten Südinsel wieder durch Wellington kommen, werden wir auch den Rest des mehrstöckigen Museums abgrasen. Im dortigen Shop konnten wir aber schon mal einen kleinen Mitreisenden erwerben ...
An Silvester haben wir bei strahlendem Sonnenschein einen Spaziergang an der Hafenpromenade gemacht. Dort ist geglückt, was Hamburg mit seiner Hafen-City mehr recht als schlecht versucht - eine Umstrukturierung der alten Hafenanlage mit ihren Speichern und Lagerhallen zu einem lebendigen Viertel. Heute findet man hier Veranstaltungsorte, kleine Läden, Spielplätze für Kinder, einen Bootsverleih, Badestellen mit Sprungturm direkt im Hafen und natürlich haufenweise Restaurants ...
Gegen Nachmittag haben wir uns dann auf einer Wiese an einer künstlich erschaffenen kleinen Lagune niedergelassen, wo alles für eine Sylvester-Party vorbereitet wurde. Es hat Spaß gemacht, dem bunten Treiben samt Soundcheck einer Band auf einer extravaganten Bühne zuzugucken - die Bühne führte direkt ins Wasser, Kontakt zum Publikum hatten die Musiker nicht. Wir haben uns dann da festgesetzt, bis zum Beginn der eigentlichen Party. Was beeindruckend war - es gab keine Security. Überall waren Familien mit Kindern und gewaltigen Picknickkörben und als es dann 9 pm war, gab es ein Mini-Feuerwerk für die Kleinen, eben Kindersylvester.
Anschließend begann die Erwachsenen-Party. Es war erfrischend - nirgendwo besoffenen grölende Horden, keine Knallerei, es war ein fröhliches, friedliches Fest.
Die erste Band - eine reine Cover-Band - hat auch gut gerockt und für Stimmung gesorgt. Dann kam eine Big-Band auf die Bühne mit vielen Bläsern und 4 Sängern. Die konnten den Dampf, den ihre Vorband aufgebaut hatte, leider nicht halten. Die Bläser hat man kaum gehört und die Sänger haben das Ganze nicht getragen. Wird sind dann irgendwann in unseren Camper gegangen und haben Sylvester ansatzweise verschlafen - das städtische kleine Feuerwerk um Mitternacht haben wir dann durch unser Dachfenster am Bett bewundert, auch da gab es keine private Ballerei ...
Am nächsten Tag haben wir dann die Fähre von Wellington nach Picton auf der Südinsel genommen. Hierbei durchquert man die Cook Strait, die Cookstraße, auf Maori 'Te Moana-o-Raukawa', die die Nord- von der Südinsel trennt. Sie ist 60 km lang und an der engsten Stelle 22 km breit. Hier prallen 2 Meere aufeinander, der Pazifische Ozean und das Tasmanische Meer, das zwischen Neuseeland und Australien liegt. Allein in dieser Straße gibt es 12 seismisch aktive Verwerfungen, was zu einer hohen Erdbeben- und Tsunami-Gefahr führt. Außerdem herrschen in der Cook Straight extreme Gezeitenströme, was sie zu einem der unberechenbarsten und gefährlichsten Seewege der Welt macht. Trotzdem gibt es immer mal wieder ein paar Irre, die da durch schwimmen ...
Die Fährgesellschaften teilen den Seegang in 5 Level ein, von ruhig bis extrem unruhig. Wir waren bei Level 2 unterwegs - moderat, was einer Wellenhöhe von maximal 2 Metern entspricht. Trotzdem war die Überfahrt alles andere als ruhig. Nach anfänglich schönem Wetter fegte uns schon bald ein orkanartiger Nord-West-Wind um die Ohren. Tapfer sind wir die ganze Zeit an Deck geblieben, zum Schluss waren wir die einzigen. Ich hab mich nicht mehr getraut, mein Handy zum Fotografieren zu zücken - es wäre mir aus der Hand geblasen worden.
Schließlich hatten wir die Südinsel erreicht und fuhren in die Marlborough Sounds ein, ein Labyrinth aus schmalen Meeresarmen, Buchten und Halbinseln. Die Fähre nimmt hier den Weg durch den Queen Charlotte Sound, an dessen Ende Picton liegt.
Der Anblick, der sich uns hier bot war sowohl wunderschön als auch gespenstisch, je tiefer wir in den Sound hineinfuhren, desto mehr war alles in ein trübes, gelbliches Licht getaucht, man sah zwar eine rote Sonne am eigentlich wolkenlosen Himmel, die drang jedoch nicht durch, es gab keine Schatten. Langsam dämmerte uns, was wir dann am nächsten Tag in den Nachrichten bestätigt bekamen - der Rauch der schrecklichen Feuer in Australien hatte 2.000 km zurückgelegt und die Südinsel erreicht. Für uns wurde hautnah greifbar, wie so ein Feuer alles beeinflusst und zu erneuten klimatischen Veränderungen führt. Am Abend waren wir emotional sehr gedeckelt - schon lange berührt es uns sehr, was da in Australien abgeht und das hat nochmal eins drauf gesetzt ...
Kommentar schreiben