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Cook's Cove und Gedanken zum Wetter

 

Das Leben im Camper bringt noch etwas mit sich, das wir Großstädter weitestgehend verlernt haben. Man lebt mit der Natur, richtet sich nach der Natur und nimmt die Natur besser verdammt ernst. Dementsprechend fällt auch immer die Wahl unseres Standplatzes aus. Sind heftige Regenfälle angesagt, sehen wir zu, dass wir weder in der Nähe einer Flussmündung stehen noch auf Untergrund, der so matschig werden kann, dass wir selbst mit unserem Allrad nicht wieder raus kommen. Sturmböen bieten wir keine Breitseite an, um nicht zu sehr durchgeschüttelt zu werden und unter Bäumen zu stehen, ist bei Sturm auch keine gute Idee. Und wir hatten auch schon Standplätze, an denen wir abends vorsorglich alles so verstaut haben, dass wir schnell abfahrbereit waren. Unsere Routenplanung stimmen wir ebenfalls mit dem Wetterbericht ab. 

Wir sind hier auf dem Ring of Fire, und die Warnungen, die man überall an der Küste liest, wirken erstmal recht martialisch ... Bei einem starken Erdbeben, dass mindestens eine Minute anhält (!) und/oder bei dem man sich nicht auf den Beinen halten kann (!), sollte man umgehend das Landesinnere bzw. höhere Gefilde aufsuchen, auch wenn es noch keine offizielle Tsunami-Warnung gibt. Diese erfolgt per Sirene sowie offenbar übers Handy. Unsere Telefonnummern wurden nämlich automatisch registriert, kaum waren wir in Neuseeland angekommen - ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem.

Nach dem Vulkanausbruch waren wir für ein paar Tage erstmal übervorsichtig. Wir durften lernen, dass hier recht häufig Sirenen ertönen - nur haben die eben nicht immer Warn-Charakter. Wenn dann aber zeitgleich mit einer Sirene mitten in der Nacht eine SMS von Freunden eintrudelt - ja, die 12 Stunden Zeitverschiebung - springt man schon mal hektisch aus dem Bett, nur um dann festzustellen, dass sich in den benachbarten Häusern nichts regt, es keinen Grund zur Besorgnis gibt und in Deutschland jemand einfach nur mit uns kommunizieren wollte.

 

 

Jedenfalls haben wir uns Wetter-bedingt länger in der Tokamaru-Bay aufgehalten, und während es die Region rund um Auckland mit schweren Regenfällen und Stürmen heftig erwischt hat, waren wir vergleichsweise in einer ruhigen Ecke. Da ich gerade relativ viel Arbeit auf dem Tisch habe, konnte ich die Tage im Camper auch gut nutzen ...

 

 

Wir sind dann weiter der Küste entlang Richtung Süden gefahren, zur Tolaga Bay. Dort zeugt eine 660 m lange Pier von 1926, an deren Ende sich mitten im Meer seinerzeit ein kleiner Hafen befand, vom Handel in früheren Zeiten. Eisenbahnschienen, heute weitgehend verrostet, führen vom Ufer aus in den Hafen, lange war der Seeweg in der Region die einzige Handels- und Transport-Möglichkeit. Heute hat ein verbessertes Straßennetz die Pier überflüssig gemacht - sie drohte zu verfallen, wurde aber restauriert und lockt nun Touristen an.

 

 

Direkt neben der Pier beginnt ein Wanderweg zur Cook‘s Cove, der kleinen Bucht, in der James Cook vor ziemlich genau 250 Jahren zum ersten Mal neuseeländischen Boden betrat. Ersten Landkontakt gab es zwar in der benachbarten Bucht Turanganui-a-Kiwa. Dort wurde er mit seinem Schiff, der Endeavor, aber nicht gerade freundlich empfangen. Es kam zu einem Gefecht, und er nannte die Bucht fortan Poverty Bay - also Armuts-Bucht - eigentlich ein gemeiner Name, den sie aber heute noch trägt.

 

In Cook‘s Cove hingegen gab es eine freundschaftliche Begegnung zwischen den Engländern und den dort ansässigen Maori Stämmen, und die Besatzung konnte neue Vorräte und Wasser an Bord nehmen.

 

Captain James Cook, quasi der Columbus der Südsee, gilt in Europa als „Entdecker“ Neuseelands. Vor ihm hatte jedoch der Niederländer Abel Tasman die beiden großen Inseln gesichtet. Allerdings hat dieser nie Land betreten, da es zu blutigen Zusammentreffen mit der dort lebenden Bevölkerung kam.

 

 

 

Für die, die es interessiert - ein kurzer Abriss zur Geschichte seit dem Eintreffen der Europäer ...

 

Im 18. Jahrhundert gab es kriegerische Auseinandersetzungen, sowohl zwischen diversen Maori-Stämmen untereinander - Musketen-Kriege genannt - als auch zwischen Maori und den weißen Einwanderern. Um eine drohende Kolonialisierung durch Frankreich zu verhindern, setzten die Engländer 1835 zusammen mit über 30 Maori Führern eine Unabhängigkeitserklärung auf und das Land nannte sich United Tribes of New Zealand - die Vereinigten Stämme. Das Britische Imperium befand die United Tribes jedoch für zu schwach, um sich gegen Frankreich durchzusetzen und annektierte Neuseeland 1840 kurzerhand. Man beeilte sich, das für Rechtens zu erklären und so wurde zwischen England und mehreren Maori Häuptlingen der sogenannte Vertrag von Waitangi unterzeichnet, der als Geburtsstunde des modernen Neuseelands gilt und das Land mit der Britischen Krone verband. Die Maori gaben ihre Souveränität auf, bekamen dafür aber Bürgerrechte zugesichert. Nachdem Neuseeland vorübergehen den Status einer Dominion inne hatte und so vom Mutterland bereits relativ unabhängig war, bekam es 1947 die völlige Souveränität zugesprochen.

 

 

 

Das heutige Neuseeland ist in vielen Bereichen Vorreiter - in seiner konsequenten Anti-Atom-Politik, in Punkto Förderung von Sprache und Kultur der Maori, denen bereits im 19. Jahrhundert das Wahlrecht (für Männer) eingeräumt wurde und denen man gleichzeitig Parlamentssitze gab. Außerdem war Neuseeland das erste Land der Welt, das das Frauenwahlrecht eingeführt hat. 

 

Soviel erstmal dazu ...


Wir sind nach unserer kleinen Wanderung zur Cook’s Cove an der Küste weiter nach Gisborne gefahren. Dort haben wir eine Nacht verbracht, bevor wir uns wieder ins Landesinnere aufgemacht haben.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Erich Räuker (Dienstag, 31 Dezember 2019 14:34)

    Hi, Ihr Lieben!!
    Ihr macht das richtig toll. Chapeau und weiter so..
    Derartig nah an der Datumsgrenze, seid Ihr längst im neuen Jahr.
    Die besten Wünsche, viel Glück und Gesundheit für 2020 senden Euch
    Petra und Erich

  • #2

    Christoph (Sonntag, 05 Januar 2020 17:30)

    Ich lese es einfach von hinten nach vorne
    Danke!!
    Liebe Grüße