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Cape Kidnappers

 

Am Cape Kidnappers in der Hawke’s Bay haben wir einen sehr erheiternden Ausflug gemacht - ein Traktor-Tour am Strand, immer entlang der Steilküste bis zur Spitze, an der sich eine Tölpel-Kolonie befindet.

Zum Namen das Kaps gibt es diverse Anekdoten. Die offizielle Geschichte lautet wie folgt ...

Ein Maori hat sich an Bord der Endeavor (Captain Cooks Schiff) geschlichen, dort einen Schiffsjungen aus Tahiti gesehen, ihn für einen der seinen gehalten und kurzerhand mitgenommen. Die Besatzung hat den Vorfall bemerkt, es fielen Schüsse, der Schiffsjunge sprang ins Wasser und schwamm zurück zur Endeavor. Vermutlich wurde der Maori erschossen - hmmm ...

 

Heute befindet sich das Land am Cape in Privatbesitz, daher erreicht man die Spitze nur bei Ebbe über den Strand.

Wir hätten auch laufen können - nur waren wir zu faul. 18 - 19 km über Sand und Steine wirkten nicht einladend - also haben wir uns auf den Anhänger eines Traktors geschwungen. Die Fahrt allein hat schon Laune gemacht. Es war zwischendurch recht holprig, ging immer wieder durchs Wasser, und die ganze Zeit fuhren wir durch eine spektakuläre Szenerie.

 

An der Steilküsten-Linie - am Cape selbst bis zu 4,5 Millionen Jahre alt, damals lag es noch unter Wasser - lassen sich hervorragend die tektonischen Verschiebungen in der Region ablesen. Ganz Neuseeland liegt auf zwei unterschiedlichen tektonischen Platten, wobei sich die pazifische Platte kontinuierlich unter die australische schiebt und diese immer weiter anhebt. Die Steilküsten-Linie mit den verschiedenen Gesteins-Schichten verläuft dementsprechend diagonal. Wird der Druck der gegenläufigen tektonischen Bewegungen zu groß, entstehe Bruchlinien, entgegengesetzte, mehrere Meter tiefe diagonale Verwerfungen. Auf den Bildern ist das prima zu sehen - falls das gerade zu kompliziert klingt ... 

 

 

Druck ist auch der Auslöser für Erdbeben, die die Region immer wieder heimsuchen. Das stärkste in jüngster Vergangenheit war 1931, wodurch die Stadt Napier, die ebenfalls in der Hawke’s Bay liegt, fast völlig zerstört wurde. Da sie im Art Deco Stil der zwanziger Jahre wieder aufgebaut wurde, ist Napier heute ein beliebter touristischer Anlaufpunkt. 

Wir hatten auf unserer Traktor-Tour jedenfalls phantastisches Wetter und konnten weit im Landesinneren den Vulkan, auf dem wir noch am Vortag herumspaziert sind, erspähen - tja, es ist eben der Ring of Fire ...

Schließlich kamen wir an der Spitze des Kaps an. Dort treffen jedes Jahr im August Scharen austral-asiatischer Tölpel ein, um zu brüten. Tölpelpaare bleiben ein Leben lang zusammen und benutzen jedes Jahr dasselbe Nest. Es schlüpft immer nur ein Küken und die Eltern wechseln sich beim Brüten und Füttern ab. Sobald die Küken fliegen können, mit etwa 16 Wochen, machen sie sich auf die Reise zur Ostküste Australiens. Etwa 30 % der Küken kehren nach 3-5 Jahren an den Ort ihrer Geburt zurück und gründen dort ihre eigene Familie. 

 

Die Jungtiere waren knuffig puschelig anzusehen, auch wenn man sie von der Größe her kaum von ihren Eltern unterscheiden konnte und das, obwohl sie erst etwa 4-6 Wochen alt waren. Im Gegensatz zu den ausgewachsenen Tieren war ihr Gefieder aber noch total flauschig.

 

 

Was ein bisschen schade war - es gibt ein Stück den Strand entlang noch 3 weitere Kolonien - dort darf man aber zur Zeit nicht hin. Wir haben dann erfahren, dass unsere Tour die erste nach einer fast einjährigen Zwangspause war. Zwei Wanderer waren bei einem Erdrutsch verletzt worden und das Cape Kidnappers wurde daraufhin gesperrt. Eigentlich sollte die Sperrung wieder aufgehobenen werden, doch nach dem Vulkanausbruch auf White Island sind die Behörden zur Zeit übervorsichtig. Egal - es war trotzdem eine tolle Fahrt. 

 

Das Kap ist im Übrigen auch eine Schutzzone für die gefährdeten Lauf-Vogelarten Neuseelands. Die Steilküsten auf beiden Seiten sind eine natürliche Begrenzung und ein Zaun verhindert das erneute Eindringen von Räubern, die den Vögeln gefährlich werden könnten. Proportional zum Rückgang der Ratten-, Marder- und Opossum-Populationen wachsen die Vogel-Populationen wieder an. Hier wird im Übrigen rabiat gegen die verhassten Räuber, allesamt aus Europa eingeschleppt, vorgegangen - es werden kurzerhand Fallen mit Giftködern aufgestellt ...

 

Am nächsten Tag haben wir uns dann auf den Weg Richtung Wellington gemacht - auf kleinen Nebenstrecken, die Hauptstraßen meidend, was bedeutend mehr Spaß macht. Dabei sind wir an einer Kuriosität vorbei gekommen - dem längsten Namen der Welt für einen Ort. Dieser lautet in etwa: „Der Ort, an dem Häuptling Tamatea, von großer physischer Statur und wohlbekannt, im Gedenken an seinen Bruder auf der Flöte ein Klagelied gespielt hat“.

 

Irgendwo in meinem Hinterkopf klingelte etwas, nämlich dass die Waliser auch den längsten Ortsnamen der Welt für sich beanspruchen. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich schon mehrere größte Buddha Stauen der Welt gesehen habe, mehrere größte hölzerne Tempel und noch anderes - was soll’s ...

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Gabi Krug (Donnerstag, 02 Januar 2020 10:58)

    Bei Google gefunden:
    taumatawakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu
    ist der Maori-Name eines 305 Meter hohen Hügels in Neuseeland, zu deutsch „Der Vorsprung des Berges, wo Tamatea, der Mann mit den großen Knien, der rutschte, kletterte und die Berge verschlang und der durch das Land reiste, für seine Liebste Flöte spielte.“ Meist wird der Name als Taumata abgekürzt.

    Der Name bedeutet in etwa:

    Mit 85 Buchstaben hat der Ort den zweitlängsten Ortsnamen der Welt. Die angegebene Schreibweise ist auf dem Schild zu lesen, das auf dem Hügel aufgestellt ist. Es gibt einige Variationen des Namens, und in der Schreibweise Tetaumata­whakatangihanga­koaua­o­tamatea­ure­haea­turi­pukapi­himaunga­horo­nuku­pokai­whenuaakitanarahu (mit 92 Buchstaben) stand er ursprünglich im Guinness-Buch der Rekorde. Dort entdeckte Rupert Hine von Quantum Jump diesen Namen und verwendete ihn als Intro für den Titel The Lone Ranger. Der rhythmische Sprechgesang wurde zum Running Gag der beliebten britischen Radioshow von Kenny Everett, und The Lone Ranger gelangte mit dem originellen Intro 1979 in die Top Ten der britischen Charts.

    Der längste Städtename der Welt hat 168. Der Name der thailändischen Hauptstadt Bangkok heißt in der Landessprache Krung Thep oder Krung Thep Mahanakhon, eine Abkürzung für Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit.

    Bei der Gelegenheit Ein gesundes neues Jahr - alles andere läuft bei euch eh bestens
    Liebe Grüße Gabi (Krug)

  • #2

    Christoph (Sonntag, 05 Januar 2020 17:11)

    Danke liebe Rike dass wir teilnehmen können Liebe Grüße