· 

Rotorua

 

Wir durften die Erfahrung machen, dass es eine ganz doofe Idee ist, draußen den Tisch zu decken und dort etwas Essbares unbeaufsichtigt stehen zu lassen. Wie wurden noch gleich die Möwen in dem Pixar Film ‚Findet Nemo‘ treffsicher charakterisiert? Als ein hungriger, verfressener Haufen, der ‚Meins! Meins! Meins!‘ durcheinander kreischt. Dementsprechend ist der gedeckte Tisch im Handumdrehen geplündert, Respekt, die sind echt schnell ... Aber selbst, wenn es dann nichts mehr zu holen gibt, bleibt man im Fokus und wird umzingelt und beäugt, fast Hitchcock-mäßig!

 

Im Nachspüren war das mit dem Vulkan möglicherweise echt knapp.

 

Wir hatten einen Steinschlag in der Frontscheibe, der repariert werden musste. Hier fährt man von einer Straßen-Baustelle zur nächsten, jemand sagte uns, es wird per se so schlecht gebaut, dass die Straßen permanent ausgebessert werden müssen. Hierbei wird extrem großer Rollsplitt, der schon mal Murmel-Größe haben kann, verbaut. Solch eine Murmel hat unsere Scheibe erwischt, erstmal ärgerlich. Aber dadurch haben wir an einem Ort inne gehalten, den wir sonst wahrscheinlich nicht besucht hätten und haben das Wochenende dort verbracht, um Montag den Steinschlag reparieren zu lassen. So waren wir beim Scheibendienst, als der Vulkan ausbrach und nicht auf der Insel. Danke Steinschlag und Danke Universum.

 

 

Um den Vulkan nicht mehr permanent vor Augen zu haben, sind wir erstmal ein Stück ins Landesinnere gefahren, nach Rotorua. Bekannt ist der Ort, der am Ufer eines Sees liegt, für seine geothermalen Aktivitäten, außerdem leben dort und in der Umgebung viele Maori, Nachfahren der indigenen Bevölkerung Neuseelands, die vermutlich im 13. Jahrhundert aus ihrer Heimat Polynesien auf die Inseln kamen. Heute sind von den 4,5 Millionen Einwohnern Neuseelands 700.000 maorischer Abstammung, nur 2% davon sind jedoch reine Maori.

In Te Puia, dem Park, in dem sich das Thermalgebiet zum größten Teil befindet, kann man viel über die Maori erfahren. 'Haere mai', heißt es hier, 'Willkommen' auf Maori ...

 

Das Gelände wird durch sie verwaltet, es ist ein Ort, an dem ihre Kultur erhalten, gepflegt und an die nächsten Generationen weitergegeben wird. Hier befindet sich eine Schule - nur für Maori - in der traditionelles Handwerk unterrichtet wird - Holzschnitz-Kunst, Edelstein-Bearbeitung, Schmuckherstellung aus - unter anderem - Walfisch-Gebeinen und vieles mehr.

Da der Walfischfang natürlich in Neuseeland strengstens verboten ist, stammen die Knochen von Tieren, die am Strand verendet sind. Laut eines Guides orten sie mit ihren Sonar-Systemen die unterirdischen Gebirge, die den Inseln vorgelagert sind, was sie ans Festland treibt. Ich kann mir aber vorstellen, dass die von Menschen verursachte Lärm-Verschmutzung der Meere einen gehörigen Teil dazu beiträgt. Wie auch immer - manchmal gelingt es, diese Wale ins Meer zurück zu bringen, oft stranden sie dann aber ein zweites Mal und schaffen es nicht mehr zurück. Die Knochen dieser Tiere werden dann den Maori für ihre Schnitzkunst übergeben, und nach einer Zeremonie, in der der tote Wal gebührend verabschiedet wird, werden aus seine Knochen traditionelle Schmuckstücke gefertigt.

 

 

 

Beim Gang durch den Park qualmt und blubbert es aus diversen Schlammlöchern, dass es eine wahre Freude ist. Überall liegt ein typischer Schwefelgeruch in der Luft. 

Plötzlich kam uns ein Golf-Cart mit zwei Köchen entgegen. Die entnahmen vor den Augen einer kleinen Touristen-Gruppe aus einem heißen Loch mehrere Lunch-Pakete - thermal gekochtes Mittagessen, Erdwärme schwingt sich hier zu ganz neuen Qualitäten auf ...

 

Die zentrale Attraktion im Park ist der Pohutu Geysir, der größte auf der südlichen Halbkugel, der mehrmals am Tag ausbricht. Die Wasserfontäne, die er dabei ausspuckt, erreicht bis zu 30 m Höhe. Bei unserem Besuch war er nicht ganz so gut in Form - trotzdem war das Naturspektakel beeindruckend.

 



 

Und noch etwas hat mich richtig glücklich gemacht - dort gibt es ein Kiwi-Haus. Da die ach so scheuen Tierchen nachtaktiv sind, hat man kurzerhand den Tag zur Nacht gemacht und umgekehrt. So kann man in schummrigem Licht einen Blick auf die puscheligen Vögel mit ihren langen Schnäbeln erhaschen. Te Puia beherbergt 3 Kiwis, 2 Männchen - aufgrund des territorialen Verhaltens voneinander getrennt - und ein Weibchen, das sich mit dem einen Männchen ein Gehege teilt. Fotografieren ist dort strengstens untersagt - sorry, Leute - aber juchhu, ich habe meine ersten Kiwis gesehen!!!

 

 

In Rotorua hat im Übrigen jedes noch so kleine Hotel seinen eigenen Spa-Bereich. Da wir nicht so die Spa Gänger sind, haben wir stattdessen noch einen Abstecher in den Whakarewarewa Forest gemacht, in dem aus den USA eingeführte Redwoods stehen. Da dieser Wald noch nicht so alt ist, nur etwas über 100 Jahre, waren die Bäume also noch „klein“, sofern man das von Redwoods behaupten kann. Verwöhnt durch die Giganten, die wir aus Nordkalifornien kennen, sind wir relativ schnell wieder gefahren, zurück an die Küste ...

 

 

Da hatten wir wieder den Vulkan im Blick, ein beklemmendes Gefühl. Dementsprechend sind wir schnell weiter gefahren, tendenziell nach Süden Richtung Wellington, aber tatsächlich in einem weiten Bogen rund um die an die Bay of Plenty angrenzende Halbinsel, also erstmal nach Osten. 

 

An der Stelle eine kleine Info - Peer ist jetzt bei Polarsteps. Dort kann man unseren genauen Standort verfolgen ... www.polarsteps.com/peppels929

 

Die Landschaft wurde zunehmend spröder und wilder, trotz der dichten Wälder, die auch hier die Hügel überziehen. Vor der Küste lagern Scheren, das leicht regnerische Wetter passte perfekt zur Stimmung, also doch Süd-Norwegen, dachte ich ...

 

 

 

Die Spitze der Halbinsel ließ sich dann nicht mehr umfahren, dort gab es keine Straßen. 

 

Also mussten wir quer durchs Landesinnere, um auf der anderen Seite anzukommen. Hier wird sehr viel Holzindustrie betrieben. Immer wieder kamen uns Holzlaster entgegen, bevorzugt in engen Kurven, wenn ich grad am Lenkrad saß, uff. Die frisch abgeholzten Gebiete haben etwas unwirkliches, aber man kann sehen, dass sofort wieder aufgeforstet wird.

 

 

Als wir dann auf der anderen Küste-Seite ankamen, war die Landschaft schlagartig anders und wirkte vergleichsweise lieblich. An einem - wieder einmal - fast menschenleeren, malerischen Strand konnten wir uns auf einer kleinen Wiese direkt am Meer niederlassen. Hinter uns ein kleines Dorf, vor uns ein phantastischer Blick - also haben wir beschlossen, für eine Weile hier zu bleiben. Dieser Standplatz hat alles, was das Womo-Bewohner-Herz begehrt ...

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Roger 007 (Mittwoch, 18 Dezember 2019 09:54)

    Salü Rike & Peer

    Bin ich froh ist euch nix passiert..
    geniesst eure Zeit in Neuseeland.. bekomme Fernweh wenn ich die Bilder sehe..

    Liebe Gruess Roger

  • #2

    Doris (Freitag, 20 Dezember 2019 19:20)

    Ich bin einfach nur beeindruckt und lese mit offenem Mund. Es ist so schön, auf diesem Wege an Eurer Reise teilnehmen zu können.
    Bitte Universum pass weiter auf Rike und Peer so gut auf
    Doris

  • #3

    Christoph (Sonntag, 05 Januar 2020 19:00)

    Toller Womo-Schattenplatz.
    Tolle Geschichten - Danke liebe Rike

  • #4

    Antje (Freitag, 24 Januar 2020 16:12)

    Liebe Weltreisenden ,

    wie schön von Euch zu lesen !
    Was für Bilder - was für Geschichten - einfach überwältigend
    Ja , danke Universum -
    weiterhin Reiseglücksengel für Euch

    und liebe Grüße & Umarmung,
    Antje & Stefan