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Andalucía

 

Genauso wie sich die „Jeder bringt was mit“ Buffets mit zunehmendem Alter vom banalen Nudelsalat wegbewegen und kulinarisch pfiffig werden, verhält es sich auch mit dem Couch-Surfing. In unserem Fall wurde daraus glatt ein Haus-Surfing. So konnten wir uns für ein paar Wochen im sonnigen Südspanien im wunderschönen Haus von Peers Bruder einnisten, das er sich mit einem guten Freund teilt.

Das Haus - mit Meerblick - steht in La Herradura, einem kleinen Küstenort östlich von Málaga, der Gott sei Dank nicht von den Bettenburgen verunstaltet wurde, die man leider an großen Teilen der spanischen Mittelmeerküste findet, und in der Nachsaison ist es hier kuschelig familiär.

 

Das Wasser ist im Oktober schon ziemlich frisch und mitunter echt kabbelig, aber mich hat das nicht gestört. Nach der ersten Überwindung fand ich es herrlich, im herbstlichen Meer zu schwimmen. Peer hat das ein bisschen anders gesehen. Also hat er sich in seinen Neo geschwungen, um dann wie eine Boje neben mir herzutreiben - in den Dingern kann man nicht wirklich schwimmen ... Sehr lustig!

 

 

Málaga 

 

Zwei Ausflüge haben uns nach Málaga geführt. Zum einen hat der Cirque de Soleil dort gastiert und wir haben uns mal wieder von einer Show verzaubern lassen, zum anderen ist Málaga die Geburtsstadt von Picasso und dementsprechend gibt es dort natürlich ein Picasso Museum.

 

Auf dem Weg dorthin haben wir einen Zwischenstopp bei der Kathedrale eingelegt.

Die ist von außen ein kurioses Gemisch diverser Baustile. Ihre Errichtung zog sich wohl vom 16. bis zum 18. Jahrhundert hin, fertiggestellt wurde sie allerdings nie. Außerdem quetscht sie sich ungewöhnlich eng zwischen die Häuserzeilen - man hat dem Gotteshaus keinen Vorplatz oder ähnliches gegönnt. Im Inneren wirkt dann aber alles erstaunlich strukturiert, nach dem äußeren Eindruck eher überraschend. Hier hat man sich an den Stil der Renaissance gehalten.

Wieder einmal erschlägt einen der Prunk und das viele Gold, das hier verbaut wurde.

 

Cádiz, wo die Silberflotte mit den Schätzen aus Lateinamerika an Land gegangen ist, ist nicht weit weg und meine Gedanken schweifen über den Teich, zum Goldmuseum nach Bogotá, wo einem deutlich vor Augen geführt wird, wie mit dem Eintreffen der Conquistadores die indigenen Hochkulturen ein jähes Ende fanden. Seit ich in Lateinamerika war, kann ich unsere prachtvollen europäischen Kirchen nicht mehr unbefangen besichtigen. Es hat einen anderen Wumms, wenn man vor Ort war und dort die Zeugnisse der Plünderung gesehen hat, als wenn man all das nur aus Geschichtsbüchern kennt. Ich merke es immer wieder - Reisen verändert einen ...

 

 

Das Picasso Museum ist noch relativ jung, es wurde erst 2003 eröffnet und durch seine Erben ermöglicht, die der Stadt zahlreiche Werke zur Verfügung gestellt haben. Für Picasso Fans - wir sind es - ein absolutes Muss. Man kann dort eine Reise durch all seine Schaffensperioden machen, sowohl stilistisch als auch in Bezug auf die Materialien, die er verwendet hat. Was ich immer wieder liebe - der Mann hatte einen wunderbaren Humor ...

 

 

Übervoll von Eindrücken und hungrig sind wir dann in einem obskuren Restaurant am Meer gelandet, das seine besten Zeiten offensichtlich lange hinter sich hatte. Alles war ein bisschen rott und von marodem Charme. Erinnerungen an Kuba wurden wach, da findet man viele solcher Relikte aus der Vergangenheit. Jedenfalls haben wir dort zum Tagesausklang lecker gegessen

 

 

Alcalá la Real

 

Nach einer Zeit des Faulenzens - stimmt nicht ganz, wir haben fleißig getextet - sind wir dann zu einer kleinen Rundreise aufgebrochen. Erste Station sollte Córdoba sein.

Auf dem Weg lag das Städtchen Alcalá la Real mit seiner beeindruckenden Festungsanlage, dem Fortaleza de la Mota. Diese Festung thront hoch auf dem Berg, an einem strategisch wichtigen Punkt und man kann sich vorstellen dass sie nur schwer einzunehmen war. Gigantische Steinschleudern zeugen von kriegerischen Auseinandersetzungen und im Inneren der Festungsmauern befand sich zur Blütezeit eine ganze Stadt. Heute findet man dort nur noch Überreste dieser ehemals maurischen Siedlung. Auch die Moschee steht nicht mehr, dafür eine Kirche, die natürlich gleich gebaut werden musste, nachdem die ganze Region von den Mauren an die Christen gefallen ist. Von dieser Kirche stehen allerdings auch nur noch die Grundmauern, dafür hat Napoleon gesorgt, denn als der mit seinen Truppen in Spanien eingefallen ist, wurde sie völlig verwüstet. Au Mann, Geschichte pur ...

 

 

 

Nachdem wir lange durch die Anlage gestreunt sind, haben wir uns schließlich weiter Richtung Córdoba aufgemacht. Spätestens jetzt wissen wir, wo das leckere spanische Olivenöl herkommt. Auf dem ganzen Weg - quasi ab Granada - sind wir soweit das Auge reicht durch Plantagen voller Olivenbäume gefahren - sehr, sehr beeindruckend und viel sympathischer als das Plastikplanen-Meer von Almería ...

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Christoph (Dienstag, 29 Oktober 2019 12:13)

    Danke liebe Rike für Deine wunderbare Art zu be-schreiben. Liebe Grüße

  • #2

    Antonia (Samstag, 09 November 2019 21:32)

    Da kann ich mich Christoph nur anschließen! Es ist ein bißchen, wie mitzureisen! Dafür danke ich dir sehr! Liebe Grüße!