Wie zu erwarten hat inzwischen die Regenzeit begonnen.
Noch gießt es nicht ununterbrochen - auch das kann passieren - aber wenn es regnet, dann mit Macht. Da das Schlafzimmer unserer schönen Unterkunft quasi im Freien liegt - wir haben zwar ein Dach über dem Kopf, aber zur großen Terrasse hin ist alles offen und nur Fliegengitter trennen uns von der frischen Luft - sind die Gewitterfronten, die immer wieder heranrollen, spektakulär. Mehr als einmal sind wir zusammengezuckt, als ein Blitz direkt vor uns einschlug und ein gewaltiger Donner unmittelbar folgte, wobei die Druckwelle so stark war, dass man sie am ganzen Körper spüren konnte. Wenn die Gewitter weiter weg waren, war das Spektakel nicht minder beeindruckend, da die Blitze in rasanter Folge unter anderem über dem Meer nieder gingen.
Und wir waren buchstäblich mittendrin.
Jeder Versuch, diese Naturgewalten zu fotografieren, ist leider kläglich gescheitert. Unser Host, mit dem wir uns angefreundet und mit dem wir - samt seiner Frau - sehr nette Abende verbracht haben und der unter anderem Fotograf ist, hat uns tröstend versichert, dass die extremen Lichtunterschiede es sehr schwer machen, gute Gewitter-Aufnahmen zu erzielen. Und ohne Profi-Kamera kann man es sowieso gleich vergessen - tja, also keine Gewitter-Bilder in meinem Blog
😏
Es ist spannend mit anzusehen, wie sich die Vegetation verändert. Die Region hier nennt sich Tropischer Trockenwald und mit den beginnenden Regengüssen werden die verdörrten Wiesen langsam grün und die Bäume bekommen Blätter. Noch ist die Straße am Ufer passierbar, doch das wird sich bald ändern. Auch wenn es die Haupt-Küstenstraße ist - sie ist unbefestigt, es gibt mehrere Abschnitte ohne Brücken und die Flüsse schwellen langsam an ...
Aber ohne Allrad ist man in Costa Rica sowieso aufgeschmissen.
Die Wellen, die unbeirrt an die Küste rollen, werden zunehmend gewaltiger - für Surfer ein Paradies, die kleinen Fischerboote müssen sich allerdings manchmal schon richtig raus kämpfen.
Es gibt in Costa Rica - abgesehen von einem Containerhafen am Atlantik und einem am Pazifik - erstaunlicherweise keine richtigen Häfen, obwohl das Land doch zwischen zwei Meeren liegt. Man sieht auch selten Schiffe auf dem Wasser vor der Küste, weder große Container- noch Kreuzfahrtschiffe und wir haben in den ganzen 3 Monaten nur etwa 5 Segelboote gesehen ...
Die Fischerboote werden mit viel Mühe tagtäglich ins Wasser und wieder zurück an Land gezogen, Bojen dienen als provisorische Rollen, um die Boote leichter zu bewegen, die Motoren werden mit nach Hause genommen. Also ist viel Manpower gefragt. Der Fang geht an lokale Restaurants oder wird direkt am Strand verkauft.
Nach unserem Abstecher nach Bogotá sind wir noch einmal in die gleiche Region zurückgekehrt, nur etwas nördlicher, in die Nähe des Fischerdorfes San Juanillo. Wieder haben wir ein Airbnb gemietet, in dem wir uns eigentlich nur im Freien aufhalten. Der kleine Schlafraum hat erneut eine offene Front nach draußen, nur durch ein Fliegengitter geschützt, Küche und selbst die Dusche sind im Freien - um uns herum nur üppiges Grün und die obligatorischen Tiere …
Unser Tagesablauf ist inzwischen nur noch vom Wetter geprägt - zeigt sich die Sonne, fahren wir kurz an den Strand, aber immer mit einem Blick in den Himmel. Bisher haben wir es meistens geschafft, noch im Trockenen wieder anzukommen, denn so, wie es hier schüttet, wird der Weg zu unserer Unterkunft ein Waten durch lehmigen Schlamm. Letzte Nacht ist in den Sturzbächen ein Baum umgestürzt. Um zu unserem Auto zu kommen, müssen wir jetzt klettern.
Der Tourismus geht inzwischen deutlich zurück, an den Stränden sieht man fast ausschließlich Ticos, wie sich die Bevölkerung hier nennt. Ganz ehrlich - hätte ich nur wenige Wochen Urlaub, würde ich auch nicht unbedingt zur Regenzeit reisen, aber ich möchte die Eindrücke um nichts in der Welt missen ...
Tja, und langsam zählen wir die Tage, denn die Rückreise nach Europa steht vor der Tür - wow, das wird nach knapp einem halben Jahr in Lateinamerika eine krasse Umstellung ...
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