In Landesinneren

 

Um nicht nur am Meer rumzulümmeln, haben wir uns für gute 2 Wochen an einem Stausee, der Laguna de Arenal, mit Blick auf den Vulkan Arenal eingemietet. Von hier aus haben wir mehrere ganztägige Ausflüge in diverse Nationalparks unternommen, alle zwar mehr oder weniger in der Nähe, aber mit ziemlich viel Fahrzeit verbunden - die Straßen in Costa Rica sind teilweise recht ruppig ... Da das Wetter uns hin und wieder recht diesige und ziemlich windige Tage beschert hat, boten die sich dann zum Arbeiten an - im Moment haben wir einiges auf dem Tisch ...

 

Und der Wind hat für viel Lachen beim Frühstücken gesorgt, wenn wir dem Toast hinterherrennen mussten und es uns den Käse vom Brot geweht hat - „Fluchtfrühstück“ ... 

 

 

Als erstes waren wir im Parque National Rincón de la Vieja, wo ein Wanderweg am Fuß des gleichnamigen Vulkans zunächst durch den Regenwald führt. Costa Rica-verwöhnt, wie wir es im Moment sind, ist der Anblick diverser Affen inzwischen alltäglich, auch wenn wir uns immer wieder darüber freuen. Was hier neu war - blubbernde, stinkige Teiche, aus denen Schwefelgase entweichen und die keinen Zweifel daran lassen, dass der Vulkan noch höchst aktiv ist - zum Krater selbst darf man nicht aufsteigen, es ist zu gefährlich und die Ausdünstungen der Erde sind dort toxisch ...

Dann gab es plötzlich einen überraschenden Wandel in der Landschaft. Wo eben noch Regenwald war, war auf einmal steppenartige Dürre. Hier streckt der Vulkan seine unterirdischen Finger aus ... Der Boden ist sauer, nicht mehr fruchtbar und auch hier blubbern stinkige Gase schlammartig an die Erdoberfläche - die ganze Szenerie erinnert an merkwürdige Horrorfilme …

 

Wir waren irgendwie erleichtert, als wir wieder in den Regenwald eintauchen durften.

 

 

Unser nächster Ausflug hat uns zu 4 Wasserfällen namens Viento Fresco Waterfalls geführt. Bizarr, dass die Wasserfälle nicht auf Spanisch Cataratas oder Cascadas genannt werden, sondern dass fast selbstverständlich der englische Begriff herhalten muss. Diese Wasserfälle sind jedenfalls eher ein kleiner Geheimtipp. Wir waren fast die einzigen Besucher ...

Auf einem ziemlich steilen Weg passiert man zunächst zwei kleinere Cataratas, bis man zum Hauptfall gelangt. Der ergießt sich in einen kleinen Teich, in dem man baden kann - bei den hiesigen Temperaturen sehr erfrischend! Wenn man noch weiter abwärts kraxelt, gelangt man zu einem vierten Fall, der allerdings nicht steil in die Tiefe stürzt, sonders über eine Schräge nach unten gleitet - Natur pur ...

 

Der Wiederaufstieg war nicht ohne, aber oben angekommen waren wir staubig und glücklich - krönender Abschluss des Tages war dann noch ein Stadtfest im benachbarten Tilarán, bei dem die hiesigen Cowboys ihre Pferde zur Schau gestellt haben. Ein lärmendes Spektakel von Sehen und Gesehen werden. Die Pferde wirkten allerdings auf uns eher gestresst - daher keine Fotos. Erfrischend war es, dass eine Frau ganz entspannt auf einem Maultier mitgeritten ist ...

 

 

Über Schotterstraßen sind wir an einem andern Tag zum Reserva Biológico Bosque Nuboso Monteverde gefahren - die hiesige Bevölkerung möchte die schlechte Zuwegung beibehalten, damit der Tourismus die Region nicht noch mehr überflutet ... Dieser Park liegt im Nebelwald - Bosque Nuboso - auf englisch treffender als Cloud Forest übersetzt, also eigentlich Wolken Wald ... Auch hier mussten wir erfahren, was die klimatischen Veränderungen anrichten. Wo früher der Wald ständig in den Wolken lag und somit eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit herrschte, gibt es heute lange Perioden, in denen der Wolkennebel ausbleibt. Für das Ökosystem eine Katastrophe, deren Folgen heute noch nicht abzusehen sind. 

Unser sehr engagierte Guide war auf Vögel spezialisiert und so haben wir den unterschiedlichsten Lockrufen gelauscht und die gefiederten Schönheiten durch das Fernglas beobachten können. Zwei Infos zu anderen Tieren bzw Pflanzen haben mich aber besonders fasziniert ...

Die eine Geschichte hatten wir schon im Amazonas gehört - der einzig natürliche Feind der Vogelspinne ist eine Wespe. Die legt nämlich ihre Eier in der Spinne ab und die geschlüpften Jungwespen fressen die Spinne dann von innen auf - auch was für einen Horrorfilm. Die Wespen ihrerseits - wahrscheinlich aber eine andere Art - werden von einem Pilz gekillt. Der lebt auf Blättern und versprüht einen Duft, der die Wespen anlockt und dann paralysiert. Der Pilz vertilgt sie daraufhin bis auf das Exoskelett, das dann aber wiederum andere Wespen anlockt - bizarre Natur ... 

 

Was noch sehr süß anzusehen war, war die kleinste Orchidee der Welt, die nur zwei Millimeter groß ist - unser Mini-Exemplar stand kurz vor der Blüte. Und zu guter Letzt haben wir noch einen ordentlichen Regenguss abbekommen - wenn der Nebelwald schon nicht mehr in den Wolken liegt, dann schüttet es dort zumindest ...

 

 

Parque National Volcán Tenorio - Rio Celeste

Dieser Park war für mich ein Highlight ... Kaum hatten wir unser Auto abgestellt, wurden wir von zwei jungen Männern angesprochen, die uns ihre Dienste als Guide anboten. Wir hatten die Wahl zwischen einer englischen oder einer spanischen Privatführung und haben uns für die spanische entschieden. Wir finden uns in der Sprache inzwischen ziemlich gut zurecht ...

Haupt-Attraktion des Parks ist der Rio Celeste. Dieser Fluss leuchtet tatsächlich celeste, also himmelblau, wie es der Name verspricht - wunderschön! Dieses Phänomen entsteht durch das Zusammenkommen zweier glasklarer Flüsse, namens Rio Buena Vista und Quebrada Agria. Einer dieser Flüsse führt Aluminiumsilikat mit sich. Durch das Zusammenfließen mit dem anderen verändert sich der PH-Wert, das Wasser wird extrem sauerstoffarm und durch eine Art Regenbogeneffekt erstrahlt der so entstandene neue Fluß für das menschliche Auge milchig himmelblau. Verblüffend! Der Rio Celeste behält seine charakteristische Farbe jedenfalls für etwa 27 km bei. Unweit seiner Entstehung bildet er einen kleinen Wasserfall. Dort bietet sich einem ein unglaublich schöner Anblick. Zu sehen, wie das Wasser in einen strahlend blauen Pool herabfällt, ist schon sehr besonders. Ein geradezu magischer Ort. Baden ist übrigens streng verboten, Sonnenmilch und Insektenschutzmittel würden das Ökosystem gefährden.

 

Es wäre unfair, den Vulkan nicht zu erwähnen, nach dem Park benannt ist. Tatsächlich stehen dort drei Vulkane nebeneinander, die sich aber zu 90% der Zeit in Wolken hüllen. Das taten sie dann auch, als wir dort waren. 

 

 

Was wir noch erheiternd fanden, war der Spitzname der Lianen - escaleras de los monos, also Affentreppen. Die Lianen nehmen hier teilweise die Dicke von Bäumen an und sind unglaublich robust. Wir haben allerdings darauf verzichtet, selber einen Kletterversuch zu unternehmen - das überlassen wir mal lieber den Affen …

 

Und die Palme mit den Stelzenbeinen ist übrigens eine Wanderpalme, auf spanisch palma que camina. Die bewegt sich im Jahr tatsächlich etwa 25-30 cm von der Stelle. Wir sind ihr schon im Amazonas begegnet, aber irgendwie schafft sie es erst jetzt in meinen Blog …

 

 

 

Parque National Volcán Arenal

Zu guter Letzt haben wir noch unserem Hausvulkan Arenal eine Besuch abgestattet. Von unserer Unterkunft aus hatten wir eigentlich einen sehr guten Blick auf den Arenal, der so klischeemäßig nach Vulkan aussieht, dass es eine wahre Freude ist, nur hat er sich die meiste Zeit schüchtern in Wolken gehüllt. Das tat er dann auch, als wir ihn aus der Nähe betrachten wollte - schade, aber so ist das wohl mit den Vulkanen. 

Was in diesem Park besonders war - wir konnten auf recht frisch ausgespucktem Vulkangestein umher kraxeln. Der Arenal ist der jüngste und auch aktivste Vulkan Costa Ricas. Bis zum Jahre 2010 floss regelmäßig ein Lavastrom die Hänge hinunter und der Arenal schleuderte glühende Gesteinsbrocken von bis zu 7,5 m Durchmesser hoch in die Luft. Der letzte große Ausbruch forderte zahlreiche Todesopfer, 2 Ortschaften wurden komplett zerstört. Im Moment herrscht allerdings Ruhe, auch der Lavastrom ist erloschen. Trotzdem soll man sein Auto auf dem Parkplatz so stellen, dass man sofort abfahrbereit ist ...

Der Park selbst bietet unterschiedliche Vegetationszonen, nicht ganz so krass, wie beim Rincón de la Vieja, aber auch auffällig. Am Ende des einen Wanderwegs steht ein beeindruckender gigantischer Ceiba, ähnlich riesig, wie der Baum, den wir im Auswilderungsbereich des Rescue Centers an der Karibikküste gesehen haben.

 

 

 

Mit dem Besuch des Parks haben wir auch Abschied von der Region genommen. Es war genug Inland - uns zieht es wieder ans Meer ...

 

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Kommentare: 7
  • #1

    Karin H. (Sonntag, 21 April 2019 07:36)

    Liebe Ulrike, lieber Peer,

    einfach schön! Wünsche euch weiter ereignisreiche, entspannende Tage und Momente!

    Liebe Grüße

    Karin

  • #2

    Antje (Sonntag, 21 April 2019 08:17)

    Wunderschöne Bilder und großartige Beschreibung ☀️�vielen Dank�und Euch auch Frohe Osternund weiterhin alles Gute ��

  • #3

    Uwe Büschken (Sonntag, 21 April 2019 09:38)

    Frohe Ostern Euch Beiden!

  • #4

    Roland Wolf (Sonntag, 21 April 2019 10:46)

    Frohe Ostern ihr Lieben! Ihr seht fantastisch aus!

  • #5

    Klaus-Peter Grap (Sonntag, 21 April 2019 18:17)

    Mögen Euch noch viele Momente der Glückseligkeit begegnen. Happy Easter

  • #6

    cat (Donnerstag, 25 April 2019 23:00)

    mein lieber Schwan! Oder Affe :) Ihr seht ja mit jedem Beitrag noch jünger aus ! So schön Euch so glücklich zu sehen und zu lesen ....jetzt fehlen mir nur noch Eure Stimmen ....kannst nicht mal einen Blogbeitrag vorlesen, Rike? Ach.. - 5 mal mußte ich mich vergewissern ob da wirklich "Wanderpalme" stand...verrückte Natur! LOVE

  • #7

    Bryan Guide riocelestw (Dienstag, 08 Oktober 2019 01:03)

    I am remenber this day wonderfulll