Uyuni ist ein kleines Städtchen in Südbolivien, in das sich jeden Morgen Touristenströme aus diversen Nachtbussen, die gegen 7 h eintrudeln, ergießen. Dort stürzen sich dann diverse Tour-Anbieter auf die Aussteigenden und gegen 11h, wenn sich alle Touris auf diverse Jeeps verteilt haben, fährt eine Armada aus der Stadt - mit mehr oder weniger dem selben Ziel.
Wir sind mit dem Nachtbus aus La Paz gekommen, der über richtig bequeme sesselartige Schlafsitze verfügt, die man in eine 165 Grad Liegeposition bringen kann. Da können sich europäische Busfirmen eine Scheibe abschneiden!
Jedenfalls waren wir gegen Ende der Stunde der Hunde in Uyuni. So nenne ich die Zeit, in der die Ortschaften hier noch den - durch die Bank süßen - Straßenköter-Gangs gehören. Schon in Cusco ist uns aufgefallen, wie sehr das Stadtbild von diesen Streunern geprägt ist. Sie sind allesamt wohlgenährt und extrem entspannt. Was der Müll nicht hergibt, wird offenbar zugefüttert - die Leute hier kümmern sich um ihre Hunde ...
Nachdem wir uns für einen Anbieter einer 3 Tages Tour entschieden hatten, saßen wir mit 4 Weiteren auch in so einem Jeep auf dem Weg zum ersten Ziel, dem Cementerio de Trenes, einem Eisenbahnfriedhof.
In Uyuni gab es mal ein Eisenbahnbetriebswerk, da hier in mehreren Minen Edelmetalle abgebaut wurde. In den 1940 ger Jahren wurden die Minen aufgegeben, somit gab es auch keinen Bedarf mehr für eine Bahnverbindung. Die Lokomotiven wurden einfach auf den Gleisen stehen gelassen, wo sie seitdem vor sich hin verrotten.
Wir waren schockiert von den Menschenmassen, die sich über den Platz wälzten um auf die rostigen Loks zu klettern und hatten kurz das Gefühl, in einem falschen Film zu sein. Dieses Gefühl wurde bei unserem nächsten Ziel noch verstärkt. Wir wurden nämlich auf einen Touri Markt gekarrt. Auch hier trafen sich alle Jeeps wieder ...
Von da an wurde die Tour aber toll, wenn man mal von den Unterkünften absieht, über die ich jetzt aber lieber kein Wort verliere - sagen wir einfach es war sehr, sehr einfach und nicht unbedingt sauber, es hieß also Augen zu und durch ...
Highlight des ersten Tages war jedenfalls der Salar de Uyuni, ein Salzsee, der mehr als 10.000 Quadratkilometer umfasst und somit der größte der Erde ist. Hier werden jährlich etwa 25.000 Tonnen Salz abgebaut, allerdings von eher minderwertiger Qualität. Der See besteht aus mehreren Schichten Salz und dazwischen Wasser. Die oberste Salzschicht ist so stabil, dass sie größtenteils selbst mit LKW befahren werden kann. Außerdem beherbergt der See eines der weltgrößten Lithium-Vorkommen.
Wir sind zu mehreren Stellen auf dem See gefahren, Es gab blubbernde Löcher, sogenannte Augen, in die wir barfuß hineingestiegen sind, dann haben wir einen Spaziergang über eine Fläche gemacht, die sich anfühlte, als ob man über gefrorenen Schneematsch läuft - es sah dort übrigens auch genauso aus. An einer anderen Stelle hat man durch das endlose weiß das Gefühl für Perspektiven verloren - da sind lustige Fotos entstanden. Ein Teil des Sees war mit einer feinen, glatten Wasserschicht bedeckt - dort gab es unglaubliche Spiegelungen und zu guter Letzt durften wir noch einen wunderbaren Sonnenuntergang über dem See genießen. Hinter uns war gerade der Mond aufgegangen und rechts und links tobte ein Gewitter - es war eine sehr besondere Stimmung.
Am nächsten Tag sind wir früh Richtung Süden aufgebrochen. Erster längerer Stop war in einer Landschaft voll bizarrer Felsformationen und Felsbrocken. Alles Gestein, das einer der vielen Vulkane der Region einmal ausgespuckt hat.
Wenn Uyuni noch auf (nur) etwa 3.600 m Höhe liegt, haben wir uns im Laufe des Tages immer höher in die Anden gerobbt. In einer Lagune auf über 4.300 m Höhe standen lauter rosa Flamingos, ein bizarrer Anblick, mitten im Hochgebirge. Zudem war im Nachbartal gerade wieder ein Gewitter, was sich in den Bergen echt bedrohlich anhört, der Donner war brachial ...
Die Landschaft wurde zunehmend karger, aber veränderte sich mit jeder neuen Hochebene komplett. Immer neue Lagunen tauchten auf, alle voller Flamingos. Hierbei handelt es sich um eine andere Gattung als die, die man unter anderem aus der Camargue kennt. Jene Flamingos dürften nicht hochgebirgs-fest sein ...
Wieder kamen wir an Felsformationen vorbei, die ein Vulkan ausgespuckt hat. Dann, gegen Ende des Tages, haben wir schließlich die Laguna Colorada erreicht, einen See, der bei Sonnenschein in tiefem rot schimmert. Leider sind wir ja immer noch zur Regenzeit unterwegs, und so konnte man das rot, dass durch Algen, die der Wind aufwühlt, entsteht, nur im Ansatz erkennen, aber ein bisschen rot war es. Auch hier wimmelte es vor Flamingos. Von dort aus sind wir dann in unsere zweite Unterkunft gefahren.
Die lag übrigens auf etwa 4.500 m Höhe und ich fand es schwer, einzuschlafen. Immer wenn mein Atemrhythmus ruhiger wurde, hat mein System signalisiert, dass ich zu wenig Sauerstoff bekomme und ich musste nach Luft schnappen und war wieder quietsch-wach. Das war echt unangenehm. Ich bin wohl für große Höhen nicht gemacht ...
Am nächsten Tag sind wir schon um 4:30 h aufgebrochen, um mit der Morgendämmerung bei einem Feld voller Geysire anzukommen, die auf knapp 4.900 m Höhe schwefelhaltige Dämpfe ausstoßen und fröhlich vor sich hin blubbern. Es war schweinekalt und deshalb haben Peer und ich darauf verzichtet, ein paar Kilometer weiter in ein Thermalbad zu steigen ... Der Gedanke, da wieder raus zu müssen, war nicht verlockend.
Weiter ging es zur Desierto de Salvador Dalí, einer Wüstenlandschaft, wieder mit bizarren Vulkangestein-Formationen, die an Dalí Gemälde erinnern. Leider hat der Sonnenstand das Fotografieren dort schwer gemacht, trotzdem haben wir es versucht ...
Die Weiterfahrt ging dann ewig durch ähnliche Wüstenlandschaften. In dieser Höhe, kurz vor 5.000 m wächst kaum noch etwas. Trotzdem sind wir immer wieder Herden wilder Vicuñas begegnet. Diese Tiere sind deutlich kleiner als Lamas oder Alpakas, ihre Wolle ist aber sogar noch weicher, als die der Baby-Alpakas. (Achtung - das sind nicht etwa junge Alpakas, es ist eine eigene Rasse.)
Schließlich haben wir uns langsam wieder in Höhen begeben, in denen das Atmen nicht mehr ganz so eklig war. Hier gab es dann auch wieder die ein oder andere Ortschaft. Zum Abschluss der Tour haben wir uns noch die Laguna Negra angeguckt. Auch dieser See liegt inmitten bizarrer Vulkangesteinsformationen. Durch bestimmte Algen nimmt er eine dunkle, fast schwarze Farbe an. Am Seeufer grasten unzählige Lamas, ein Entenpaar plantschte mit seinen 10 Entenküken fröhlich am Uferrand - es war eine idyllische Stimmung. Außerdem waren wir hier fast alleine. Während wir auf dem Rest der Route immer wieder mal auf mehr oder weniger große Rudel anderer Jeeps gestoßen sind - hierhin hat sich kaum noch jemand verirrt. Aber ich muss sagen - auch wenn die Tour eine Art Trampelpfad war - die Massen, die noch am Eisenbahnfriedhof echt nervig waren, haben sich in den Weiten der Anden verlaufen.
Alles in Allem war es eine tolle Tour. Die Landschaft war phantastisch, diese endlose Weite, der Süden Boliviens hat uns echt beeindruckt!
Kommentar schreiben
Kerstin R. (Donnerstag, 31 Januar 2019 11:06)
Sehr beeindruckende, wunderschöne Fotos. Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß bei der Erkundung der Welt. So muss Leben Spaß machen. :-)
Ilka (Montag, 04 Februar 2019 19:19)
Da mal ne Wandertour, das wär was! (@Rike: das Schlafproblem auf der Höhe ist normal, wenn man nicht total akklimatisiert ist.)
Silke (Mittwoch, 27 Februar 2019 12:55)
Alles ist so interessant und bereichernd, was Du schreibst und die Fotos sind herrlich!! Danke, dass ich „dabei“ sein darf. Alles Liebe für Euch!!