Puno selbst ist relativ unspektakulär, dient aber als Ausgangspunkt für Bootsfahrten auf dem Lago de Titicaca. Trotzdem haben wir einen längeren Stadtspaziergang gemacht, und es hat sich gelohnt, denn wir sind auf einen Bauernmarkt geraten. Das Marktgeschehen war zum Großteil von Frauen geprägt, die in ihren farbenfrohen Röcken hinter ihren Ständen oder auf dem Boden hinter ihrer Ware saßen und auf Käufer warteten. Es gab kein Geschrei zum Anpreisen der Waren, die Stimmung war geschäftig und es herrschte ein emsiges Treiben, aber es war trotzdem recht ruhig.
Wir sind dann weiter Richtung Seeufer geschlendert und stießen dort auf ein etwa fünfzigköpfiges Blasorchester, das da offensichtlich probte - alles nur Jungs ... Ein Trompeter, definitiv der Chef im Ring, versuchte, aus den jugendlichen Hobbymusikern das Beste herauszuholen. Es schepperte, dass es ein wahre Freude war und so haben wir schmunzelnd eine Weile zugeguckt.
Später haben wir erfahren, dass es Anfang Februar eine große Fiesta gibt, auf die sich das Rumpelorchester vorbereitet hat. Auch andere, wesentlich kleinere Bläser-Gruppen haben öffentliche Plätze in der Stadt zum Proben genutzt.
Am nächsten Tag haben wir dann eine Bootstour gemacht. Der Titicacasee ist der zweitgrößte See Südamerikas und der am höchsten gelegene See der Welt, auf dem noch Schiffsverkehr herrscht. Er liegt auf über 3.800 m Höhe. Gleich zu Beginn unserer Tour haben wir in einer Siedlung auf dem See Halt gemacht, die aus lauter schwimmenden Inseln besteht. Dort leben die Urus, Nachfahren eines Nomadenvolkes, die auf der Flucht vor den Inka zunächst Höhlen am Seeufer bewohnt und sich schließlich ganz auf den See zurückgezogen haben. Sie fertigen sowohl ihre Inseln als auch ihre Hütten und Boote aus Totora Schilf. Da das Schilf mit der Zeit brüchig wird, werden bei den Inseln immer neue Lagen aufgetragen, was dazu führt, dass sie mit der Zeit (nach 30-40 Jahren) zu schwer werden und nicht mehr schwimmen, da sie den Grund berühren. So ein Insel wird dann aufgegeben und eine neue gebaut, was etwa 1-2 Jahre dauert. Diese Inseln sind natürlich eine Touristen-Attraktion und so ist der Tourismus inzwischen neben der Fischerei eine Haupteinnahmequelle für die Urus geworden. Die Frauen verkaufen bunte Decken unter anderem mit Inka Motiven, was befremdlich wirkt, sind ihre Vorfahren doch seinerzeit vor den Inka geflohen. An dieser Stelle - ich finde es genauso befremdlich, dass die zum großen Teil indigene Bevölkerung streng katholisch ist, da haben Missionare ganze Arbeit geleistet, denn die katholischen Conquistadores waren und sind doch eigentlich auch der Feind ...
Im See gibt es inzwischen Forellen, die den einheimischen kleinen Fischchen den Garaus machen. Das erinnert mich an die grauen Eichhörnchen, die die roten irgendwann ganz verdrängen werden. Auch hier hat es jemand mal für eine gute Idee befunden, Forellen im See auszusetzen, so wie bei uns die grauen Eichhörnchen.
Im See haben übrigens mehrere Expeditionen stattgefunden, bei denen man einen versunkenen Schatz gesucht hat. Der berühmteste Name ist wohl Jaques Cousteau. Der hat zwar keine Reichtümer gefunden, dafür aber Monolithe, die ähnlich behauen waren wie die Steine in Ollantaytambo. Außerdem ist er auf 35 cm große Frösche gestoßen ...
Nach einer längeren Bootsfahrt haben wir dann auf Taquile, einer natürlichen Insel, angelegt. Hier lebt ein anderer Volksstamm, die Quechua, mit anderen Traditionen. So verrichten hier die Männer die Handarbeiten und stricken. Jeder Vater strickt für seinen Erstgeboren eine Junggesellen-Mütze, seine anderen Söhne müssen sich die selber stricken. Ist ein Mann dann verheiratet, trägt er eine andere Mütze, die der Ehemänner. Aber nicht nur Mützen werden gestrickt, Tischdecken, Gürtel, Tücher und vieles mehr. Zur Begrüßung gibt man sich hier nicht die Hand, man tauscht Coca-Blätter aus, die man in einem kleinen (natürlich gestrickten) Beutel bei sich trägt. Coca-Blätter dienen auch der Entschuldigung, wenn man zum Beispiel zu spät gekommen ist.
Nach einem leckeren Essen bei einer einheimischen Familie und einem ausgedehnten Spaziergang über die Insel, sind wir nach Puno zurückgekehrt. Pünktlich zu einem gewaltigen Gewitter. In den Straßen rauschte das Wasser aus den Bergen in Sturzbächen hinunter, die bestimmt 20/30 cm tief waren, und wir waren froh, dass wir direkt vor unserem Hotel abgesetzt wurden und nicht diesen kleinen Fluss überqueren mussten. Wir hätten wadentief im Wasser gestanden ...
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Ute Ragutzki (Montag, 21 Januar 2019 07:34)
Die Schepperprobe ist super, hat morgens um 7 ein Schmunzeln in Burkhards noch müdes Gesicht gezaubert!
Gaby O. (Montag, 21 Januar 2019 16:44)
Liebe Rike, Eure Fotos beeindrucken mich sehr!
Was für Portraits !!! Wow... und was für Farben!
Habt Dank für diese Eindrücke :)