Nach unserer Flucht aus Cascais haben wir uns auf den Campingplatz in Lissabon begeben und uns 3 Tage einfach durch die Stadt treiben lassen. Mich begeistert der unglaubliche Charme, der jeden Winkel dieser Metropole zu durchziehen scheint. Selbst die touristisch überfüllten Plätze sind noch einladend. Viele lachende Gesichter - die Stadt zieht einen in ihren Bann.
Bei Wikipedia finde ich geschichtliche und andere Fakten ...
Lissabon, auf diversen tektonischen Verwerfungen angesiedelt, galt als eine Gründung des Odysseus. Es geriet unter römische Herrschaft, dann kamen unter anderem die Barbaren, die Vandalen, die Mauren, die Wikinger ...
Im 12. Jahrhundert gründete sich die portugiesische Monarchie und Portugal wuchs zu einer der blühendsten Seemächte der damaligen Zeit heran. Irgendwann geriet es dann vorübergehend unter spanischer Herrschaft - noch heute besteht hier keine wirkliche Liebe zum spanischen Nachbarland - eher wird englisch gesprochen als spanisch ... Frankreich und England haben politisch auch kräftig mitgemischt, aber Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dann schließlich die erste portugiesische Republik ausgerufen, die das Ende der Monarchie bedeutete. Vielleicht noch spannend - obwohl unter faschistischer Herrschaft, blieb Portugal im 2. Weltkrieg neutral, Lissabon wurde Treffpunkt für Spione aller Länder ...
Im 15. Jahrhundert galt Lissabon als eine der glanzvollsten Handelsstädte der damaligen Zeit. Ein gewaltiges Erdbeben besiegelte aber im 18. Jahrhundert den schleichenden Niedergang der Stadt.
Die gewaltige Seefahrernation war von anderen Ländern überholt worden. Außerdem wurde Lissabon von Seuchen wie Pest, Typhus und Cholera gebeutelt. Soviel dazu ...
Wir haben uns nicht wirklich auf die Trampelpfade der Sehenswürdigkeiten begeben - wir fanden es spannender, Atmosphäre zu schnuppern, einfach nur zu laufen und zu gucken ...
An ein paar Bauwerken kamen wir dann aber doch nicht vorbei.
Im Stadtteil Belém fanden wir zwei Weltkulturerbestätten aus dem 16. Jahrhundert - die Mosteiro dos Jerónimos (das Hieronimus Kloster) und den Torre de Belém, zwei imposante schnörkelige Bauwerke. Ich darf lernen, dass Portugal über einen eigenen spätgotischen Baustil verfügt, die Manuelinik, benannt nach dem damaligen König Manuel. Turm und Kloster gehören zu den wenigen bedeutenden Bauwerken, die das große Erdbeben überstanden haben.
Mehr oder weniger zufällig sind wir in eine der wichtigsten Kirchen gestolpert, die Igreja de São Roque, ein Renaissancebau, ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert. In der Kirche strotz es vor Gold, Marmor, Alabaster, Elfenbein und zahlreichen Edelsteinen, ein Zeugnis des ungeheuren Reichtums vergangener Zeiten. Spannend fand ich, dass in der Hauptkapelle kein Kreuz hing - wie man es eben aus Kirchen so kennt. Hier stand eine Marienstatue mit dem Christuskind auf dem Arm. Der Leidensweg Jesu steht also nicht überall im Mittelpunkt ...
Und eine Fahrt mit der historischen Straßenbahn Nr. 28 darf natürlich auch nicht fehlen. In etwa 50 Minuten von Endstation zu Endstation fährt man quer durch die Altstadt, von Hügel zu Hügel. (Die Stadt liegt auf 7 Hügeln). Die Fenster an den Seiten sind offen und man muss immer wieder schnell den Kopf einziehen, um nicht mit einem Straßenschild oder einem parkenden Auto zu kollidieren. Die Bahn nimmt viele Kurven recht rasant, so dass es mich an eine Fahrt mit der Achterbahn „Wilde Maus“ erinnert hat. Jedenfalls alles in allem ein großer Spaß.
Sicher gibt es noch viel mehr in dieser Stadt zu entdecken - das sparen wir uns für unseren nächsten Besuch auf - außerdem hab ich schon mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte ... 😉
PS: Den Hurrikan haben wir unbeschadet überstanden ...
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Urs (Sonntag, 14 Oktober 2018 15:12)
Hallo Ulrike!
Toller Bericht und tolle Fotos. Dieser Festungsturm im Wasser hatte welche Funktion?
interessant, dass eher Englisch als Spanisch gesprochen wird.
Gut dass ihr den Sturm gut überstanden habt. Hoffe das wars jetzt erstmal an Naturgewalten in Portugal :)
viel Spaß noch in Lissabon und sonnige Grüße aus Berlin!
Petra (Sonntag, 14 Oktober 2018 17:06)
Ich liebe Lissabon - eine meiner absoluten Lieblingsstädte!
Alles, alles Gute
Petra
Viola (Sonntag, 14 Oktober 2018 18:48)
Ihr habt ja wirklich ein Abenteuer nach dem anderen .
Sehr schöner Bericht, wir sind im Februar auch dort und werden es genießen.
Euch noch eine schöne Zeit und hoffentlich ohne weitere Brände und Stürme.��
Melanie Grass (Montag, 15 Oktober 2018 08:07)
Liebe Ulrike!
Danke für deine Reiseberichte!
Man fühlt sich ein bisschen so, als wäre man dabei......
Sehr schöne Bilder.
Lasst es euch gut gehen.
Viele herzliche Grüße
Mellie
ReGina (Dienstag, 16 Oktober 2018 13:34)
Hallo, Ihr Lieben,
Ihr seid sicher nicht wie in Grimm's Märchen ausgezogen, um das Fürchten zu lernen!!!! Feuer, Hurrikan -nun lasst es aber gut sein!!!
Ansonsten lassen die wunderschönen Bilder und Reiseschilderungen sehr emotional an Euren Erlebnissen und Eindrücken teilhaben. Vielen Dank und Euch noch ungezählte Momente atemlosen Staunens und andächtigen Bewunderns der Schönheiten dieser Erde.
Seid herzlich gegrüßt mit frischer Berliner Luft
ReGina